Wenn ein Spitzenkoch aus Sizilien plötzlich in Wien aufschlägt, dann ist Obacht geboten. Denn natürlich kochte Marco Cannizzaro vom Restaurant Km.0 in Catania seine „Signature dishes“ – wie karamellisierte rote Zwiebel mit Robiola-Käse – einem Landsmann zu Ehren. Oder auch für ein spezielles Produkt, die Schokolade von Modica. Sie kommt bei Traditionalisten (etwa der „Dolceria Bonajuto“) nach wie vor ohne Conchieren und Erhitzen aus. Die Kakaobasis alias „pasta amara“ wird nur mit Zucker und kalt bearbeitet, statt schmelzigem Charakter hat die Modica-Schokolade daher immer Biss und den vollen Kakaogeschmack.
Dieses „süße Fossil“, wie es die Sizilianer nennen, brachte zwei Genussmenschen zusammen: den von der Mittelmeerinsel stammenden Francesco Saveriano Strano und den Wiener Kürschner Marcel Jouja (alias „Fell-Marcel“ – am kl. Photo rechts). Gemeinsam tüftelten sie an einer Rezeptur, die einen Schokoladelikör mit dem nicht unwitzigen Namen Choco Schanel ergab. Die Inhaltsstoffe, auch abgesehen von der Modica-Schoko (12% des Likörs) und dem Ansatzbrand aus Sizilien, haben es in sich. Die echte Bourbon-Vanille stammt von der Insel La Réunion, sie ergänzt Zimt und Gewürznelken im Schokoladelikör. Seine Basis, den Kakao, beziehen Francesco und Marcel von der Atlantik-Insel São Tomé. Der um 1910 größte Kakao-Erzeuger der Welt mit einem globalen Marktanteil von 12% schließt aktuell – auch mit Betonung des Bio-Anbaus und fairer Preisen für die Farmer – an diese großen Zeiten an. Und eben dieser Kakao aus dem Inselstaat São Tomé e Príncipe wird nun in Sizilien zu Schokolade verarbeitet – drei Monate später haben sich die Aromen des Likörs dann perfekt verbunden.
Sein erster Duft hat fast etwas Rauchiges, das allmählich in die drei würzigen Stränge übergeht: Nelke, etwas gemahlener Kardamom und auch Bitterschokolade legen vor. Weit dezenter kommt die Vanille im Geruch durch. Doch das soll sich schnell ändern – ein Schluck Choco Schanel genügt. Denn der relativ hohe Schokoladeanteil ergibt denn auch ein dichtes Mundgefühl, der Alkohol ist trotz dezenter 17% gut zu spüren – der Verzicht auf exzessives Aufzuckern lässt ihm ebenso wie dem Kakao eine breite Bühne. Immer findet sich auch die Vanille-Note im sehr cremigen Schokolikör, vereint mit der Bitterschokolade ergibt das eine sämig-herbe Mischung.
Bisweilen denkt man beim Genuss an hausgemachten Eierlikör, dann wieder an eine Heiße Schokolade ohne Zucker. Dass der Choco Schanel in Cocktails funktioniert, bewies Patrick Burger zur Produktvorstellung mit einem Choco-Martini. Richtig geil allerdings machten ein paar Tropfen das Dessert von Marco Cannizzaro. Und auch wenn man dem Mann aus Catania das Wort „Palatschinken“ erst erklären mußte – auch die wertet der Likör sicher auf. Oder man trinkt ihn einfach pur – das wärmt, speziell im Winter, dann so wie die Pelzkreationen vom Fell-Marcel.
Bezugsquelle:
Choco Schanel, Schokolikör No. 1 ist um EUR 18 (in der 0,2 Liter-Flasche) bzw. EUR 36 (0,5 Liter) erhältlich, beides im Webshop, www.chocoschanel.shop