Von Single Malt-Herstellern kennt man die limitierten Jahres-Abfüllungen, um die im Idealfall ein Sammlerkult entsteht. Bei klaren Spirituosen ist derlei die Ausnahme, auch wenn es Künstler-Editionen von Absolut Wodka gibt, die sich Menschen mit Vervollständigungstendenzen ins Regal stellen. Dem Schwarzwald Gin Monkey 47 gelang derlei mit seinem Distiller’s Cut, der Jahr für Jahr eine andere neue Zutat zu den 47 geschmacksgebenden „Botanicals“ packt. Vor allem die ersten Jahrgänge im Zeichen des Affen legten eine Preissteigerung hin – die Ausgabe 2011 wird in Berlin aktuell für 712 Euro (den halben Liter!) angeboten.
„Das ist nichts Kommerzielles, sondern dient uns dazu etwas auszuprobieren, worauf wir Lust haben“.
Alexander Stein, Gründer „Monkey 47“
Noch rarer wie die immerhin 4.000 Flaschen des Distiller’s Cut legt Alexander Stein jene Abfüllungen an, die er am Schaber-Hof für bestimmte Städte austüftelt. Immerhin wird der Gin dann mit Muscheln und Bier (Brüssel) oder gar dem Fett von Kobe-Rindern (Tokio) aromatisiert. Dass sich Wien als dritte Stadt hier einreiht, ist ehrenvoll und dürfte ein echtes Sammlerstück für Gin-Freunde mit tiefen Taschen schaffen. 500 Flaschen gibt es von der „Monkey 47 Experimentum Series 2y03: Vienna“, die in Arnsdorf bei Johannes Glück ihre Premiere erlebte.
Die Wahl des Wachauer Idylls zwischen Freilauf-Hendln und Marillenbäumen war nicht zufällig gewählt. Denn eines der beiden Austro-Botanicals stellt die echte Wachauer Marille dar, die zweite Zutat verdankt sich dem Waldviertel. Mohn wurde nicht nur frisch gerieben für die Vienna-Edition, sondern kam ebenfalls in die Brennkessel im Schwarzwald. Entsprechend durfte auch frischer Mohn aus Ottenschlag über die zum Gin servierten Mohnnudeln.
Sie haben – als Hommage an die Mehlspeisküche der Wienerstadt – gemeinsam mit den Marillenknödeln auch den Ausschlag für die Wahl der „Botanicals“ gegeben. Vermutlich gut, dass es nicht Schnitzelfett und Erdäpfelsalat wurden! Doch aus der Wachau zurück in die Heimat von Monkey 47; denn von hier stammt das ebenso un-wienerische, wie markante Etikett, das neben einer Reihe technischer Infos (die Brennblase war „King Louie“) auch eine Fasnacht-Figur zeigt: Der „Strohmann“, der auch genau so aussieht, wie es klingt, tanzt am „Schmotzigen Donnerstag“ durch die Straßen. Damit läutet er das Ende des Karnevals ein. Die Gin-Brenner läuten damit eine weiter ultra-rare Abfüllung ein. Womit es Zeit wäre für die Trinkprotokoll-Wertung des „2y03“!
Die zarte Süße, an sich untypisch für den kantigen Schwarzwälder Gin, deutet von Beginn weg in Richtung Marille. Es dauert allerdings, bis der leicht marzipan-ige „Stein-Ton“ den Wacholder im Glas überflügelt hat. Je mehr Luft der Gin bekommt, desto klarer wird die Marille dann im Duft. Leuchtende Frucht á la Marillen-Schnaps wird es aber nie, da ist der Wacholder und die Kräuter des Schwarzwalds zu intensiv dafür.
Das Mundgefühl ist fast cremig und der Eindruck am Gaumen zeigt eine ähnliche Aromen-Verschiebung: Die süße Frucht-Note, die nicht nur an Marillen, sondern auch Orangen erinnert, weicht dem Erb-Teil des Waldviertler Mohns. Er steuert anfangs nussige Akzente und wohl auch die auffällige Sämigkeit des Destillats bei – wohl gemerkt sprechen wir von kräftigen 47%, die aber nicht auffallen.
Bis jedenfalls der Mohn seine Waldviertel-Power aufglühen lässt und der Nuss-Ton immer pfeffriger wird. Kurzfristig tanzt im Finish der ganze Gaumen vor Würze, als wäre er nun selbst der lustige „Strohmann“ aus dem Karneval. Soll man derlei Finesse nun zum Mixen verwenden? Naja, der gereichte Twist auf Salvatore Calabreses „Breakfast Martini“ verwendete statt dem Original der Londoner Bar-Legende (Orangenmarmelade) logischer Weise Staud’s-Marillen-Marmelade und dazu den Enzianlikör „Suze“.
Das ergab einen kräftigen Drink mit Marillen-Grundierung, der aber vor allem diese Frucht-Seite akzentuiert. Elegant zeigte sich das Sammelobjekt auch mit trockenem Tonic Water (Schweppes Dry), da geht die Marille aromatisch zurück, dafür wird die Mischung deutlich zitrusfruchtiger. Auch wenn es wohl der einzige „G&T“ mit diesem Gin bleiben wird.
Bezugsquelle:
Monkey 47, „Experimentum Series 2y03: Vienna“ kann per Verlosung (!) über www.monkeykiosk.com gekauft werden – für Gewinner kostet er dann EUR 124,95; ganz Schnelle haben am 18. 9. um 16 Uhr die Chance auf 47 Flaschen beim Staud’s Pavillon am Yppenmarkt!