So sollte man 80 werden! Bei unserem Besuch bei Charles Schumann in München kurz vor diesem unglaublichen Geburtstag spricht die deutsche Barlegende wenig über’s Aufhören. Den idealen Zeitpunkt dafür, wer will den finden? Das lässt Charles durchblicken. Auch, dass er einen erfolgreichen Sommer in seiner Bar am Hofgarten hinter sich hat nach den Unbilden mit Corona und der langen Schließzeit. Doch dann überrascht er mit dem servierten Getränk, seinem neuen Projekt, das auch die Liebe zu Japan spiegelt. Denn am liebsten schaut Schumann nach vorne. Und zu Thum-Schinken und grandiosem Espresso serviert die Tagesbar (ebenso wie das „Haupthaus“) nun eben auch japanischen Tee!
Maria Cobo hat als Mitarbeiterin im Schumanns auch in Japan weitergebildet – „als erste Frau in einer Kaiseki-Kochschule“. Diese ultra-saisonale und streng geordnete Küche, die früher dem Kaiserhaus vorbehalten wurde, blieb aber nicht das einzige, was Cobo faszinierte. In Kagoshima, im Süden Japans, war es die Schönheit der Teegärten, aus denen Schumanns House entstand. Hinter der japanischen Domain der Webseite verbergen sich drei Tee-Importe für europäische Genießer, die aus den biologisch bewirtschafteten Feldern Südjapans stammen. Der kräftige Schwarztee steht mit seiner malzigen Kraft einem Kaffee nicht nach, daneben gibt es einen „houjicha“, als gerösteten Grüntee. „Cha“, das in Form des japanischen Kanji-Schriftzeichens auch auf der Verpackung steht, bedeutet Tee.
Für alle, die Grüntee ohne Ritual, aber in bester Qualität genießen wollen, gibt es auch den „Sencha“. Er kommt von der subtropischen Insel Yakushima und ist teilweise bereits ausverkauft. Denn nur die besten Blätter werden gepflückt und in die Teebeutel gepackt. In der formschönen, doppelt verschlossenen Dose warten sie auf ihren Einsatz. „Unter einer Minute und mit nur 75 Grad warmem Wasser aufgießen“, rät Charles für die Zubereitung. Dafür kann man den Grüntee auch im Beutel erneut aufgießen. Die Tasse dieses Yakushima Sencha ist strohgelb, der Duft unverkennbar der von hochwertigem Grüntee. Etwas Süße, die an gedämpfte Kastanien erinnert, schwingt mit, entfernt auch Kleehonig, doch der vegetal-grüne Teeduft liegt mit seiner herben Art über allem. Sehr weich ist das Mundgefühl, die Cremigkeit und leichte Süße erinnert hier an weiße Schokolade, wenn auch: ohne jeden Anflug von Zucker. Umami, die herzhafte Geschmacksnote Japans, und Süße werden dem Sencha von der nebeligen Insel (=gut für Tee!) nachgesagt.
Und auch wir finden eine herzhafte und lange Note am Gaumen, die am ehesten an Nori-Algen erinnert, aber viel feiner ist als man das von billigen Maki kennt. Die Süße gesellt sich dazu und auch ein wenig Wasserkastanie ist wieder da. Der zweite Aufguss zeigt die Eleganz noch schöner, da hatte Charles Schumann in recht. Aber schließlich ist der Namensgeber von Schumann’s House nicht nur Getränkeprofi, sondern auch Japan-Kenner. Weshalb wir glatt einmal die Teetasse heben und anstoßen auf ihn: Alles Gute zum Geburtstag!
Bezugsquelle:
Schumann’s House Japan Tea, Yakushima Sencha ist – wie die beiden anderen Sorten („Bo Houchjicha“ und „Black Tea“) auch – um EUR 29 in der Aromadose (45 Gramm) direkt in der Schumann’s Bar erhältlich bzw. auf Anfrage, www.schumanns.de