Habemus Jungwinzer! Es war ein starkes Finale, denn am Ende wurde es wieder seeeehr knapp im Schlossquadrat. Zum mittlerweile 15. Mal wurde unter der Ägide von Jürgen Geyer das „Winzertalent des Jahres“ gesucht. Trinkprotokollarisch gibt das über die Jahre schon eine ganze Liste an Siegern dieses Bewerbs, den zwei Flaschen Wein der Winzer unter 35 Jahren entscheiden (hier zu finden). Teil 2 besteht traditionell in einem Word-Rap als Test der spontanen Präsentationsstärke der Jungwinzer. Heuer siegte Franz-Joseph Stift aus dem Weinviertel.
Doch es wäre schade, neben seinem „Riesling vom Urgestein“ und dem Veltliner „Ried Reipersberg“ die Weine der anderen fünf Finalisten nicht zu würdigen. Zumal uns persönlich bei Sieger Stift nur der Riesling richtig überzeugte: Zarte Rauch und viel Würze über einer tropenfruchtigen Aromatik mögen wir schließlich sehr. Und der 2023er hatte auch am Gaumen den tropischen Mix aus Passionsfrucht und Mango zu bieten. Leichte Pikanz und Biss nach hinten hinaus ließen ihn trotz charmanter fünf Gramm Restzucker und 13,5% vol recht trinkanimierend erscheinen.
Das gilt aber auch für den einzigen Rotgipfler im 2025er-Bewerb in Wien-Margareten. Hans Frühwirth aus Teesdorf legte diesen Wein aus der „Ried am Tiefenweg“ – Leobersdorfern wegen der nahen Hütte „Pe Zwa“ bekannt – vor. Papaya und Banane mit viel Würze im Duft gehen einem auch am Gaumen überraschenden Typus voran. Geklärter Tomatensaft und etwas Pfeffer sorgt dafür, dass keine zu üppige Art der regionalen Kraftlackel-Sorte aufkommt. Die 12,7% vol. werden von knapp sechs Gramm Säure begleitet, da darf auch der Restzucker höher sein (6,7 Gramm).
Doch Teesdorf ist auch eine Burgundermacher-Gemeinde und das unterstrich der junge Frühwirth (er selbst ist am kl. Bild zu sehen und ein 1992er-Jahrgang) mit der Pinot Noir Reserve „Ried Hutweide“. Dieser 2021 gelesene Wein riecht schon mal sehr typisch nach Sauerkirsche und Amarena-Eis. Nelke und Piment als Gewürz-Akkorde geben dem 13,5% vol. kräftigen Burgunder eine Tiefendimension mit. Im Mund ist der Wein rund und zugänglich, ohne in eine weichgespülte „old school“-Machart zu verfallen. Die sieht man zum Glück auch beim „Pinoar“ immer seltener.
Hans Frühwirths Version hat vor allem eine dunkle und zart bittere Note zu bieten. Man denkt im Trinkverlauf an Kakao, „Sacher“-Masse aus der Patisserie und natürlich erneut an Kirsch-Eis. Das ganz erhält abschließend noch leichte gemahlene Gewürze zum Drüberstreuen. Immer noch mit viel Potential ist dieser „Ried Hutweide“ versehen. Zur Wildsaison 2026 könnte man ihn sich jetzt einlagern.
Das mit dem längeren Leben zeichnete auch den „Dokta“ unter den sechs Schlossquadrat-Winzern aus. Dr. Christian Friedrich ist als Wirtschaftswissenschafter eloquent, weiß aber auch genau, was er seinen Vorfahren im burgenländischen Weiden verdankt. Ausdruck davon war sein zweiter Wein neben einem erstaunlich kitsch-freien, dafür aber säurig-pikantem, Rosé. „Hommage“ und „Lebenswerk“ steht am Etikett eines Weines, der auch mit seiner Sorte überraschte. Weißburgunder hat man nicht so oft im Burgenland! Friedrichs Anlage ist zudem 55 Jahre alt, wobei die Riede Bühl hier entscheidend dazu beiträgt. Sie ist ein schottriger Hang der Parndorfer Platte, der gut vor Nordwinden geschützt ist. Entsprechend begünstigt ist sie seit jeher. Und beliebt für alle weiße und rote Sorten, die später reifen.
Friedrich hat daher als Nachbarn etwa St. Laurent-Stöcke dort stehen. Doch nicht um die geht es heute; der Duft nach Mango, Zitronengras und Nuss-Bröseln gehört zu seinem Weißburgunder. Den ziert das Ehren-Diplom, das sein Ur-Urgroßvater einst erhielt, und weist somit auf die fünf Generationen in Weiden hin. Saftig ist dieser 2024er und druckvoll natürlich auch aufgrund seiner Jugend. Doch eines kann man ihm trotz 14% vol. nicht nachsagen: „Hommage Lebenswerk“ ist kein fetter Wein.
Das kleine Holzfass soll hier nur Struktur geben, bekräftigt der Winzer, was ein nur dezenter Vanille-Touch unterstreicht. Ein wenig hat dieser Geschmack etwas von den exotischen Tiare-Blüten. Sie umgarnen den exotischen Früchte-Mix, der an Banane, mitunter aber auch Kaffir-Limette, anstreift. Das letzte Wort hat aber Popcorn-Spelz und Gelbe Paprika. Sie runden den Weißwein ab und geben dem Ausklang – dank einer zarten Nussigkeit – auch eine sorten-spezifische Note mit.
Bezugsquelle:
Winzerhof Stift, Riesling vom Urgestein 2023 wird um EUR 10,20 ab Hof bzw. im E-Laden der „Schlossquadrat“-Siegers 2025 angeboten, www.winzerhof-stift.at
Weingut Frühwirth, Rotgipfler „Ried Am Tiefenweg“ 2023 wird um EUR 13,20 angeboten; der Pinot Noir Reserve „Ried Hutweide“ 2021 wiederum ist um EUR 17,- zu haben – beide ab Hof bzw. im Online-Shop, https://fruehwirth.bio/
Weingut Friedrich, Weißer Burgunder „Hommage Lebenswerk“ 2024 kostet EUR 18,50 ab Hof bzw. im Web-Shop, https://weingut-friedrich.at