Einen Ruf wie Donnerhall, einen fast magischen Klang, hat die Yuzu unter Bartendern. Diese japanische Zitrusfrucht in beständiger Qualität ganzjährig zu bekommen, ist ein Traum für viele, die mixen – und damit auch alternative Säurequellen zum ewigen „lemon juice“ oder „lime juice“ der klassischen Cocktailrezepturen suchen. Auch der Linzer Andreas Lugmayr kommt von der Bar. Kennengelernt haben wir ihn vor zwei Jahren mit einer schrägen Performance, in der er wortlos, aber mit aussagekräftigen Pfiffen eine mächtige, Rum-geschwängerte Punch-Bowl für das „Tiki-Match“ anrührte, den hawaiianischen Cocktail-Wettbewerb von Oldjudge Falernum.
Exotischen Zielen bleibt Lugmayr auch mit seinem neuen Projekt treu, für das er außergewöhnliche Getränke kuratiert. Ein Likör namens „Fernet Hunter“ zeigt schon, dass man hier witzige und neue Wege beschreitet, doch wer soviel Samurai-Filme schaut und Manga liest wie wir, will eher wissen, wie seine japanischen Neuzugänge schmecken. Denn neben der schon erwähnten Yuzu gibt auch die „Ume“ ihr Aroma von Fernost zu uns „umme“ (der mußte jetzt sein!). Meist als „Salzpflaume“ übersetzt, stimmt das so nicht ganz, doch das erklären wir dann unten in der eigentlichen Kostnotiz.
Denn zuerst sollte man „Kimino“, die Marke, die Andreas Lugmayr aus Japan holt, kurz vorstellen. Abgefüllt werden beide Produkte mit Quellwasser aus der Präfektur Hyōgo. Das ist so was wie unsere Bezirkshauptmannschaft, wenn auch eher in der Größe eines Bundeslands. Diese Präfektur liegt auf der Insel Honshu und ist vor allem als Heimat der Kōbe-Rinder bekannt geworden. Doch in diesem Fall geht es um Obst und nicht Steakqualität und Fett-Marmorierungsgrade. Das Zauberwort lautet da „Kanso“. Es ist das Lebensmotto von Nippons Minimalisten, denn nur, was wirklich notwendig ist, wird verwendet. Ansonsten sind die Früchte also so naturbelassen, wie es nur geht.
Wasser und Bio-Rohrzucker heben die ebenfalls recht minimalistisch gestalteten Viertel-Literflaschen von zuckrigen Limonaden inhaltlich ab. Womit wir auch beim ersten Kostschluck wären: Der säurige Mandarinen-Duft der Yuzu ist deutlich schon in der Nase da, kaum dass man die Flasche geöffnet hat. Schöne, „zestige“ Frische legt am Gaumen vor, ehe die süßeren Noten des Yuzu-Elternteils Mandarine sich deutlicher bemerkbar machen. Abgeschlossen wird aber wieder herb mit einem Schwung Zesten. Wer Bitter Orange als Filler an der Bar schon immer lieber mochte als Tonic Water, darf sich hier über eine Art japanische Edelvariante freuen. Weniger Süße, dafür noch klarere Zitrusfrucht, aber eben nicht aus der limettig-säurigen Abteilung.
Die „Ume“ wiederum riecht leicht säurig, aber nicht wie eine Zitrusfrucht, sondern wie Birnenmost und gequetschte Zwetschken, die leicht gären. Auch, dass man botanisch eher eine Marille vor sich hat mit den so genannten „Salzpflaumen“, kann man mit einem Naserl von der Limo nachvollziehen. Spannend ist aber nicht nur, was da ist. Sondern auch, was bei diesem Kimino-Erzeugnis fehlt: Süße findet sich weder im Duft, noch am Gaumen wieder!
Der erste Schluck zeigt wieder mostige Noten. Ein bisschen wie Cider, aber ohne Gerbstoff und zu viel Säure, wirkt das. Die Kohlensäure ist nicht überschäumend, lässt aber die feinen Fruchtnoten leben. So merkt man auch, dass es im Nachklang eine Veränderung gibt. Es wird leicht salzig, so wie man das von den Ume in den Maki mit japanischer Kresse kennt (wenn man’s kennt). Der Nachhall erinnert dann an Quitten-Saft – auch hier ist also keine Spur Süße zu vermelden.
Und weil das geschmacklich auch ein ganz klein an den Orangen-Malz-Touch mancher Speyside-Whiskies erinnert, sei hier auch ein persönlicher Tipp nachgereicht: Diese japanische Limo verträgt sich in der Tat bestens mit leichten Whiskys! Sie erinnert dann im Highball-Glas mit der leichten säurigen Komponente an einen Whisky Sour, aber eben ohne die cremige Textur und den Zitrus-Einschlag. Vor allem mit Roggenmalz eines amerikanischen „Rye“ kann die herb grundierte „Ume“ ‘was!
Bezugsquelle:
Kimino, „Yuzu“ bzw. „Ume“ sind jeweils im Vierer-Pack (4 x 0,25 Liter-Flaschen) zu EUR 11,40 bei Andreas Lugmayr erhältlich, https://andreaslugmayr.at