Bei Colles denkt man, lateinisch verbildet (dt.: „Hügel“, Misch-Deklination): Das wird wohl mit der Lage der Weinberge im Slowenischen zu tun haben. Doch Alois Gross, der die Weingärten in der Stajerska Slovenija (Slowenische Steiermark) übernommen hat, wandelte schlicht die historische, deutsche Bezeichnung „Kollos“ für das Gebiet Haloze ab. Ein Sauvignon namens Kollos(s) hätte auch nicht zu den Weinen gepaßt, ergab die Verkostung des ersten Jahrgangs aus dieser Region. Aber davon später.
Die Mischung der Rebanlagen, die die Ratscher Hauerfamilie, bekannt u. a. für den Spitzenmuskateller „Perz“ und den im Alter erblühenden Traminer „Nussberg“, vorfand, ist spannend: Einerseits 30 Jahre alte Anlagen, dazu wurde die steile Lage neu ausgepflanzt, die Junganlagen sind erst fünf Jahre alt. Gelesen wird bei Hangneigungen von 85% natürlich händisch, danach folgt die Vergärung im traditionellen Holzfass, zwölf Monate lagerte der Sauvignon auf der Feinhefe.
Gelbfruchtig statt grün
Das Ergebnis ist rauchig in der Nase vor lauter Mineralik. Es findet sich auch Zigaretten-Tabak, gelbe Kiwi und etwas Sesam im Duft. Am Gaumen ist der „Colles“ von einer zart herben Zitrusmelange geprägt, Grapefruit? Ja, genau das ist es. Dazu kommt im Finale noch ein satter Schwall vom Golden Delicious-Apfel, der für die letzte Saftigkeit sorgt und fast über die in den Hintergrund gerückte Würze hinweggetäuscht hätte. Aber auch die ist immer noch da.
Fazit: Ein Sauvignon abseits jeder grünen Aromatik, der solo schon viel Spaß macht, zu Geflügel – auf der Haut gebraten – aber sicher auch bestens passen sollte. Alois Gross selbst bevorzugt Süßwasserfische als Weinbegleitung; auch das, etwa beim kross gebratenen Zander oder einem Huchenfilet, klingt gut.
Najlepša hvala, täte der Slowene sagen. Danke sehr – für das Erinnern ans Potenzial der Stajerska Slovenija.
Bezugsquelle:
Weingut Gross, Sauvignon blanc „Colles“ 2012 gibt es um EUR 17,90 ab Hof, www.gross.at