Nicht, dass wir es nicht eh schon gewusst hätten. Aber die aktuelle „Staatsmeisterschaft des österreichischen Weines“ (© Chris Yorke, oberster Weinvermarkter des Landes) hat es deutlich unterstrichen. 17 Kategorien gibt es beim SALON Österreich Wein – und in drei schlug das Vulkanland Steiermark zu. Zieht man die Rotwein-Kategorien ab, die wahrlich nicht zu den großen Domänen der Region zählen, dann ist dieses Ergebnis noch eindrucksvoller. Bei neun klassischen „weißen“ Kategorien stellten die Damen und Herren vom Basalt der Südoststeiermark ein Drittel aller SALON-Sieger.
Erfreulich daran ist auch, dass diese Akkoladen meist junge Winzer einheimsten. Und es sind vor allem ganz „normale“, klassisch ausgebaute Weine, die hier auf das Siegertreppchen – es stand diesmal im Wiener Palais Coburg – durften. Ein gutes Beispiel dafür ist der Sauvignon Blanc von Matthias Rossmann. Persönlich erinnere ich mich an eine Verkostung der Vulkan-Weine in der nahe von Padua vor einigen Jahren, wo diese frische Art des „SB“ die Italiener verzückte – so einen Stil kannten sie abseits von Südtirol nicht.
Hierzulande ist das anders, doch die betonte Frische des 2019ers aus St. Peter am Ottersbach verdient das Prädikat „knackig“. Mit einem Duft nach Weizengras und Schwarzer Johannesbeere leitet dieser Rossmann-Wein ein. Es kann nur ein Sauvignon Blanc sein! Ein wenig Maracuja bringt auch der Duft, doch die fast explosive Passionsfrucht hat sich der Wein für den Gaumen aufgespart. Aus dieser Tropenfruchtigkeit entspinnt sich ein säurig-frischer Zug, der den Wein ins Finish trägt. Mit 12,5% Alkohol bleibt man auch leicht genug, um diesem trinkfreudigen Druck auch nachzugeben. Die Menge war 2019 auch entsprechend gut, flüstert uns Matthias Rossmann, doch mit dem SALON-Sieg 2020 wird dieser Wein mit dem markanten Kentauren-Logo eher schnell „gar“ sein.
Das gilt auch für den Klöcher Dauergast in den SALON-Listen, das Weingut Frühwirth. Der Gelbe Traminer ist eine Spezialität des Hauses, der auch in der Cuvée „Traminer hoch 3“ eine Rolle spielt. Seinem Ruf als die elegantere der Traminer-Sorten wird der 2019er jedenfalls gerecht. Statt der Rosenseife, die beim Gewürztraminer oft schon zu viel wird, kommen hier schön Rosenblätter zur Geltung. Ein ganz reifer Pfirsich sorgt für Steinfrucht-Charme, die Würze und die Fruchtigkeit erinnert an ein Gelbes Curry-Pulver, allerdings der milden Mischung, ohne Schärfe.
Diesem Duft entspricht beim Siegerwein Fritz Frühwirths ein saftiges Mundgefühl voller reifer Steinobstnoten. Wie eine Nektarine verströmt sich der saftige Part des 2019ers am Gaumen; die zarte Fruchtsüße täuscht, es sind nur 3,5 Gramm Zucker, doch die Schmelzigkeit gefällt. Vor allem dann, wenn der Gerbstoff des dickschaligen Traminers am Ende in den fruchtigen Chor einfällt. Er rundet den Wein zart herb ab und sorgt für die finale Finesse bei diesem trinkanimierenden SALON-Sieger. Mit Glück findet man ihn noch im Buschenschank in Klöch. Denn auch steirischer Landessieger war der 2019er bereits!
„Limitiert verfügbar“ steht auch auf der Homepage von Robert Neubauer, wenn man nach dem Chardonnay 2019 sucht. Die Geschichte hinter diesem Siegerwein ist besonders bemerkenswert. Denn erst 2017 übernahm Neubauer den Familien-Hof in Tieschen und setzte den Fokus auf Wein (Kürbiskernöl gibt es aber auch!). Drei Jahre später steht er ebenfalls im Palais Coburg und schenkt einem im Stahltank vergorenen blitzsauberen Burgunder ein. „Wir mögen den möglichst sortenspezifischen Ausbau“, so der Winzer, dessen meistverkaufter Wein ein Sämling 88 ist.
Der unverkennbare Basalt-Rauch und seine würzige Grundierung kommen unmittelbar durch. Blutorangen- und Pink Grapefruit-Duft mengt sich mit Kurkuma und einem Quäntchen Nashi-Birne im Duft. Blitzsauber und frisch im Antritt, offeriert der Neubauer–Chardonnay einen Mix aus Fruchtakkorden (kühle Mango, Jackfruit und Nektarine) und erneut der steinernen Gebietssignatur: Die sanfte Rauchigkeit trägt nicht wenig zum insgesamt kühlen Charakter dieses Weines bei, den man jeden Tag trinken könnte. Wenn er nicht schon so rar wäre. Bravo, Tieschen, bravo, Neubauer!
Bezugsquellen:
Weinhof Rossmann, Sauvignon Blanc 2019 kostet EUR 9,50 ab Hof bzw. im Web-Shop, https://shop.weinhof-rossmann.at
Weingut Frühwirth, Gelber Traminer 2019 ist um EUR 12,50 ab Hof erhältlich, www.fruehwirth.at
Weinhof Neubauer, Chardonnay 2019 kostet EUR 6,90 ab Hof bzw. im Webshop, www.weinhof-neubauer.at