Vor 30 Jahren – in der Unsicherheit nach dem Weinskandal 1985 – wurde der SALON Österreich Wein ins Leben gerufen. Die Bedeutung mag sich verschoben haben (ablesbar an der gegenüber 1988 anbnehmenden Verwendung der Prämierungsaufkleber selbst unter SALON-Siegern). Warum international erfolgreiche Weingüter darauf verzichten, sich mit – sagen wir – SALON-Silber auf der Flasche zu schmücken? Nun, nationale Auszeichnungen wirken mitunter auch provinziell bzw. lassen mangels Bezugsgröße (wer kennt in New Jersey oder Buxtehude die Wichtigkeit von SALON Gold für „Schmeckerte“, wie eine Kategorie heißt?) den Absatz-Effekt vermisssen.
Das große „Aber“ sollte man aber nicht vergessen. Mit 7.000 eingereichten Weinen, zu denen auch die Nominierungen der Fachleute – auch Trinkprotokoll.at nennt seine zehn besten Winzer seit Jahren brav – kommen, haben wir eine Art Staatsmeisterschaft des Weinbaus vor uns. Der Symbolwert ist hoch. Man denke an die erstmalige Präsenz, die etwa Kärntner Weine 2014 erringen konnten. Und als All-Österreich-Veranstaltung konzipiert, kann man hier Entwicklungen gut erkennen. Auch wenn es sich um solche (Reinzuchthefen, „Überholzte“ Weißweine etc.) handelt, die man vielleicht nicht so schätzt. Doch genug der Vorrede. Die SALON-Sieger sind gekürt und wir haben sie, aber auch andere auf den Prüfstand gestellt. Wie immer wird positiv diskriminiert, also nur das Empfehlenswerte vorgestellt. Und hier beginnen wir a) in Weiss und b) mit der Paradesorte Grüner Veltliner.
Aus einer unserer Wachauer Lieblingslagen, dem Liebenberg, stammte etwa der 2017er Grüner Veltliner Smaragd von Leo Alzinger. Der zarte Duft bringt Zitruszesten, Ei-Schnee wie bei einem Baiser und eine ganz kühle Marillenfrucht mit. Saftig im Mundgefühl, punktet der Jüngling dann auch am Gaumen mit einem Mix aus Apfel und Marille, in den sich auch Gewürze mengen. Zimtrinde und Piment schwingen mit, sie verleihen ein schönes Spiel zwischen Fruchtcharme und Würze. Der kräftige Akkord, den der 14,2% Alkohol starke Wein dann im Finish anschlägt, ist seiner Jugend geschuldet. Denn auch preislich empfiehlt sich dieser Wachauer zum Einlagern.
Wer bei der Paradesorte schon Zugänglicheres sucht im SALON, wurde vom leider immer noch als Geheimtipp anzusehenden Weingut Weszeli mit einem Kamptal DAC Reserve überrascht. Der Grüne Veltliner aus der Ried Käferberg duftete genau wie ein gesprenkelter Apfel aus dem Garten. Etwas Wiesenkräuter, aber auch Gewürznelke addierten sich zu der schönen GV-Frucht. Ein zartes Honig-Tönchen gesellt sich am Gaumen dazu und schiebt die Saftigkeit des 2015ers an, der niemals in Verlegenheit kommt, als kitschig zu gelten. Mit seinen 12,6 Volumsprozenten wirkt er bisweilen fast schlank, wozu auch der Melonen- und Mandel-Touch beiträgt.
Aus der weißen Burgunder-Riege interessierte uns vor allem der Pinot Blanc, zumal mit Gregor Nimmervoll ein Wagramer Winzer in dieser Kategorie den Sieg holte. Und es war ein rarer Doppelsieg. Denn auch mit dem Traminer Fuxberg bremste Nimmervoll die steirischen Kollegen aus Klöch und Co. aus. Aber: Weißburgunder von der Lößwand, geht das?
Nun der „Engilmar“, wie der Wein nach dem alten Ortsnamen von Engelmannsbrunn heißt, kommt als Reserve-Qualität daher und so überrascht der buttrig unterlegte Tropenfrucht-Cocktail nicht. Papaya, Kumquat und Mango mischen sich im Duft des 13,4% kräftigen Burgunders. Der exotische Eindruck verstärkt sich am Gaumen, hier schmeckt man auch Ananas neben der Mango. Der schmelzige Zug lässt ihn fast noch wuchtiger wirken, als er es den technischen Werten nach ist. Anders gesagt, erinnert der SALON-Sieger (in der Kategorie „Burgundersorten, kräftig“) an einen Chardonnay, bringt aber mehr Trinkfluss als viele Holzfass-getriebene Wuchtbrummen dieser Sorte.
Bezugsquellen:
Weingut Alzinger, Grüner Veltliner Smaragd „Liebenberg“ 2017 kostet EUR 21, 50 bei der Weinhandlung Noitz, www.wein-handlung.at
Weingut Weszeli, Grüner Veltliner Ried Käferberg 2015 ist um EUR 36,80 ab Hof bzw. im Webshop von Davis Weszeli erhältlich, www.weszeli.at
Weingut Nimmervoll, Weissburgunder „Engilmar“ Große Reserve 2016 ist in Österreich nicht leicht zu finden, um EUR 24,50 führt ihn Das Wein-Konzept, www.das-weinkonzept.de