Wo standen wie immer am wenigsten Verkoster beim SALON Österreich Wein? Richtig, am Stand mit den „edelsüßen Weinen“, wie die Kategorie offiziell heißt, konnte man im Kursalon Hübner entspannt mit seinem Glas lümmeln. Wofür man beim Ausschank von Grüner Veltliner, Riesling und auch Sauvignon blanc gelyncht worden wäre von den zahlreichen Gästen. Doch nach wie vor hat es die einzige unbestrittene Weltmeister-Disziplin des heimischen Weinbaus im eigenen Land schwer.
Das Vorurteil regiert. Zucker ist böse, Trockenbeerenauslesen (TBA) sind eindimensional süß. Roten Prädikatswein gibt es in der Wahrnehmung nicht. Und weiße Weine sollen erfrischend sein. Ja eh. Die Welt ist ja auch eine Scheibe. Denn in punkto Leichtigkeit des Alkohols kann kein Wein mit den Favoriten unseres dritten Teils der SALON-Favoriten: Zwischen 6,6 und 8,5 % Alkohol haben die im Folgenden vorgestellten Lieblinge.
Den niedrigsten Wert brachte der Zweiplatzierte in der Kategorie, Hermann Finks „Burgenland TBA“, mit. Der Großhöfleiner zeigte auch, dass die ansonsten kaum bedeutende Scheurebe, auch als Sämling 88 bekannt, für die feinsten Süßweine des Landes sorgen kann. Intensiv duftet es nach Papaya und Blutorange aus dem Glas, die Mango kommt erst mit etwas Luft besser zum Vorschein. Fast sirup-artig mit seinen 329 Gramm Restzucker kleidet dieser Wein den Gaumen aus. Pfirsich-Marmelade und ein deutlicher Marzipan-Touch stehen zu Buche. Dezent melden sich auch Kräuter wie Koriander, doch insgesamt ist diese TBA Finks praktisch ein Dessert für sich. Komplex und funkelnd in ihrem goldenen Schimmer, braucht man dazu nichts. Allenfalls ein Knöderl Hühnerleberparfait, aber nicht einmal das muss sein.
Den Sieg der Kategorie holte sich der „Trauben-Nittnaus“, wie das Weingut von Hans und Christine Nittnaus der besseren Unterscheidung von den anderen gleichnamigen Golser Winzern willen auch genannt wird. Und wieder war es mit einer Scheureben-Interpretation; 18 Monate in Akazienfässern ausgebaut, bringt die 8,9% leichte TBA einen animierenden Duft mit. Birnen-Kompott, inklusive einer Ladung Gewürznelken, sowie frische Holunderblüten, notierten wir. Am Gaumen beginnt der der Süßwein mit seinen 288 Gramm Restzucker mächtig, mit einem von Beginn weg merklichen, herben Zug. Zu diesem an Eibischteig erinnernden Charakter und der intensiven Tropenfruchtigkeit gesellt sich auch eine beachtliche Säure. Hier stand die Peperonata bzw. Gelbe Paprika Pate – dank der Komplexität dieser Komponenten regiert eine herrliche Balance diese Golser TBA.
Mit einem eindrucksvollen Welschriesling, der 311 Gramm Restzucker mitbrachte, endete die „süße“ Leistungsschau. Gerhard Krachers „TBA No. 11“ des Jahrgangs 2015 war über die Fachjuroren in den Salon gelangt – und sie fasziniert von Beginn weg. Kamille, Butterkeks, aber auch überreife Melone, Nashi-Birne und Grapefruit stimmen auf einen vielschichtigen Illmitzer Wein ein. Wie eine Essenz kleidet diese TBA den Gaumen mit einem Lack aus Orangen-Kandis aus. Neben der Honigmelone schälen sich dann auch schmelzige Nektarine, Mango-Spalten und weiße Schokolade aus der anfänglichen Wucht. Wie nicht unüblich bei den Lagen des Weinlaubenhofs am See rundet eine dezente Salzigkeit im Finish das Finish ab. Ein Prädikatswein, der Lust auf den nächsten Schluck macht? Genauso ist es!
Bezugsquellen:
Hermann Fink, TBA Sämling 2015 ist um EUR 19 (0,375 Liter) ab Hof erhältlich, www.hermann-fink.at
Hans & Christine Nittnaus TBA Scheurebe „Grand Selection“ 2015 ist um EUR 25 im Weinkulturhaus Gols bzw. Online erhältlich, http://shop.weinkulturhaus.at
Weinlaubenhof Kracher, TBA Welschriesling „No. 11“ 2015 ist um EUR 45 ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, https://www.finewineshop.com