Die beeindruckende Stil-Welt der tiefgründigen und leichtfüßigeren Weißweine der 13 RWB-Winzer wurde diesmal in unserem Verkostbericht vorgezogen. Aber natürlich war die Spannung groß, wie sich bei der Jahrespräsentation der Burgenländer Elite die Rotweine schlagen würden. Zumal der Blaufränkisch als Paradedisziplin aus den vier Weinbaugebieten des Bundeslandes vorgestellt wurde.
Was mit der Einser-Sorte möglich ist, zeigte einmal mehr die Experimental-Serie Clemens Iglers, die mit seinem Initial „C“ und der fortlaufenden Nummer abgefüllt wird. Aktuell hält man beim Weingut Igler beim „C 12“ aus dem Jahrgang 2015, den sich Liebhaber der Sorte ohnehin schon als einen der großen notiert haben dürften. „Er wird erst im Herbst gefüllt“, bedauert der Mittelburgenländer, dass es noch keine Bezugsquelle für den „C 12“ gibt. Denn in einer schnellen Diskussion mit anderen RWB-Stammgästen im Schloß Esterházy wird schnell klar, dass nicht nur wir ihn für so etwas wie den „Wine of the Show“ halten.
Wartezeit, nicht nur im ungarischen Holz: Iglers C 12
Noch länger als sonst hat Igler ihn im Holzfass behalten, erst nach dreieinhalb Jahren soll der Blaufränkisch gefüllt werden. Dass es ein ungarisches Eichenfass war, verwundert besonders. Die typische und schmeckbare Härte dieses Fassholzes macht ansonsten in der Jugend Schwierigkeiten, hier aber duftet es nach „teurem Holz“ – soll heißen Sandelholz, Zeder und Räucherstäbchen ersetzen zusammen mit Veilchen die plumpen Eichendüfte Vanille und Kokos. Die Säure am Gaumen konnte die Lagerung nicht „killen“, sie macht den „C 12“ aktuell so spannend. Er mag dicke Schenkel haben, um es mit einem Sport-Vergleich zu sagen. Aber er bewegt sich anmutig und schnell. Maulbeere, Kastanienschale und auch Schlehe notieren wir, wobei dies bei diesem Wein flüchtige Eindrücke sind. Denn das beeindruckende stellt nicht ein Geschmack dar, sondern die Struktur, die dichte Frucht mit Lebendigkeit und einer „Holzwürze“ verbindet, wie man sie von den besten Franzosen kennt. Möge der Herbst – und damit der Verkaufsbeginn – rasch kommen!
Wem das zu lange dauert oder zu viel Holz ist: Die aktuelle Serie aus dem Nachbarort liefert trinkanimierende Vertreter sowohl im mittleren, als auch im oberen Lagenwein-Bereich. Betriebsleiter Josef Pusch (kl. Bild) war es vorbehalten, die Rieden-Weine Hochäcker und Dürrau des Horitschoner Weinguts Kerschbaum einzuschenken. Der 2017er aus der Flächenlage Hochäcker bringt dabei klassischen Sauerkirschen-Duft mit, so muss ein junger Blaufränkisch duften! Auch an Assam-Tee denkt man. Dass dieser erschnupperte Eindruck nicht täuscht, zeigt der Kostschluck, der zunächst mehr Himbeere und Erdbeeren als Weichsel mitbringt. Die saftige Art wird von einer lebendigen Säure begleitet. Ihr steht aber der dezente, an leichte Schwarztees erinnernde Gerbstoff entgegen. Insgesamt ergibt das einen tollen Zug, der zusammen mit dem attraktiven Preis einen überaus wertigen Rotwein ergibt.
Eine Liga darüber findet sich der „Dürrau“, der mit seiner kühlen Art eine Art Fortsetzung liefert, die mit Eberraute, Kumquats und Langpfeffer aber mehr Finesse bereits im Duftbild zeigt. Balance ist aber auch hier das Zauberwort. Die saftige Frucht, die an Rum-Erdbeeren und reife Kirschen erinnert, wird von Weißem Pfeffer gewürzt. Das Finale bringt dann noch eine Dosis Menthol mit und lässt den 2017er „Dürrau“ frisch ausklingen. Denn bei aller Jugend ruht dieser Jahrgang aus Michael und Paul Kerschbaums Parade-Lage richtiggehend in sich – feine Klinge zeigen also beide Blaufränkisch.
Mit acht Prozent Zweigelt hat Reinhold Krutzler seinen „Alten Weingarten“ 2017 erweitert, der Charakter des Blaufränkisch ist aber unverkennbar. Die Unterholz-Töne des Eisenberger Bodens bringen diesmal sogar Farn als Geruch mit, dieser Fougère-Touch begleitet Himbeeren, Sauerkirsche und auch frischen Steinpilz. Das Interesse an den 46 Jahre alten Reben Krutzlers ist also einmal geweckt! Reif und dicht sind die sensorischen Reize im Mund. Etwas klarer schlüsselt sich der Geschmack in Rote Beeren, zartes Malz, aber auch Pumpernickel (eine leichte Fruchtsüße steht dem Wein ungemein gut!) auf. Das Finish ist lang und ätherisch mit einer betonten Minz-Note, die im Rückaroma als Grüne Olive wiederkehrt. Toll gemacht!
Die gelungenste bereits erhältliche Interpretation des Blaufränkisch aber lieferte der Deutschkreuzer Winzer-Obmann ab. Albert Gesellmanns 2015er „hochberc“ ist möglicherweise der bislang in seiner Jugend beste Vertreter dieses Ausnahmeweines. Dunkle Beerenfrucht ohne Ende, wenig „gestört“ von Tannin oder Säure, macht sich hier breit. Doch der Reihe nach: In der Nase ist es der warme und intensive Duft von Brombeeren, der einladend wirkt. Erst danach kommen die röstigen Noten von Espresso und auch Zigarrenrauch.
Holunder pur hingegen kleidet den Gaumen aus; der Gerbstoff mag zwar vorhanden sein, geht aber in der Welle dunkler Frucht immer wieder mal unter. Denn wieder ist da auch die saftige Brombeere, die diesen Wein bei aller Kraft sehr süffig macht. Ein Alzerl Minze gegen den Abgang hin unterstützt diesen Eindruck noch. Schwere Einlager-Empfehlung!
Bezugsquellen:
Weingut Kerschbaum, Blaufränkisch Ried Hochäcker 2017 kostet EUR 10,90, der Blaufränkisch Ried Dürrau 2017 EUR, beide im Web-Shop, www.kerschbaum.at
Weingut Krutzler, Alter Weingarten 2017 kostet EUR 29,95 in allen Wein&Co.-Filialen bzw. im Webshop, https://www.weinco.at
Weingut Gesellmann, „hochberc“ 2015 kostet EUR 36 ab Hof bzw. im Web-Shop, www.gesellmann.at