Er wird nicht beim Grand Prix-Sieg verspritzt und auch nicht von Rappern geschlürft – Champagne Deutz steht eher für noble Zurückhaltung und leise Töne. Der Einstieg in die Deutz-Welt, seit 22 Jahren im Eigentum der Roederer-Besitzerfamilie Rouzaud, erfolgt mit dem „Brut Classic“, einem frischen und zitrus-fruchtigen Champagner. Im anfangs noch verhaltenen Duft finden sich neben den gelben Früchten (vor allem: Apfel), auch zart rauchige Noten und eine Dosis Salzigkeit, irgendwie denkt man bei der Hefe-Salz-Mischung an Laugengebäck. Frisch und animierend, mit einem ganzen Korb an Zitrusfrüchten, in dem die Limette dominiert, beginnt der Deutz. Dazu kommt eine frische Säure, aromatisch erinnert das Ensemble daher an Zitronentarte. Stilistisch könnte man von einem Champagner mit frischem Touch sprechen. Seinen Auftritt abseits des Aperitifs hat er zu Fisch, vor allem puristisch zubereitet, oder Austern.
Der Jahrgangs-Rosé 2009 erinnert anfangs an Himbeer-Joghurt, immer mehr gewinnt die Beeren-Nase die Überhand, auch Hibiskus ist auszumachen. Mit mehr Luft dreht der Duft in Richtung Bergamotte. Auch am Gaumen findet sich nach dem kühlen Beginn eine Spur vom „Earl Grey“-Aroma ein, mit der Zeit wird der „Vintage Rosé“ aber immer (rot-)weiniger. Da sind dann Sauerkirsche und ein Beerenmix auszumachen, der von anfänglicher Himbeer-Säurigkeit in immer dunklere Gefilde wandert. Zu den schwarzen Beeren gesellt sich im Finish auch ein deutlicher Gerbstoff, der den 2009er Deutz-Rosé zu einem ernsthaften Vertreter der oft als zu „Girlie“ verschrienen rosa Schaumweine macht.
Noch deutlicher wird dieser seriöse Zugang zum Rosé-Champagner beim „Amour de Deutz“. Der aktuelle (und erste) Jahrgang 2006 bietet Frauen zwar ein attraktives Kupfer-Schmuckstück in Form der Verschlusskappe mit dem berühmten Deutz-Liebesengel und einem Schmucksteinchen darauf. Ansonsten wirkt der Amour aber auffällig maskulin: Reife Erdbeere und Marzipan, mit etwas Luft auch klar Zwetschken-Röster, prägen den Duft, der aber mit einer Note verblüfft, die sonst dem Single Malt vorbehalten bleibt: Torf-Rauch schwebt über den reifen Fruchtnoten. Er macht neugierig, wie der Zwiebelschalen-farbige (Qualität war wichtiger als ein „Barbie-Rosa“ zu basteln) Champagner schmeckt.
Mächtig und druckvoll beginnt der Amour (55% Pinot Noir, 45% Chardonnay), erst allmählich schälen sich aus der cremigen Perlage die roten Früchte. Säurige Himbeere und Ribisln sorgen für frische Akzente, das Finale ist – ähnlich wie beim Vintage 2009 – recht weinig. Hier kommt der Pinot Noir zu seinem Recht, mit einer süß-sauren Note klingt der Amour de Deutz aus.
Mandelmilch und Mango, säurig gestützt: William Deutz 2002
Abseits des frischen Champagner-Geschmacks, für den der Brut steht, kommt man bei einem Wein auf seine Rechnung. William Deutz, die rare Abfüllung aus dem Jahr 2002, hat nur am Anfang Alterstöne im Duft. Lichten sich die Nebel, dann kommt zur Brioche-Note eine reife Ananas, die etwas kühlere Aromatik einer grünen Mango, vor allem aber eine an Mandelsplitter erinnernde Art. Am Gaumen wird dieses Spiel zwischen reifer Frucht und frischer Säure fortgesetzt: Wieder ist da viel Mango, aber auch Orangenspalten, frisch und saftig, geben eine Assoziation her. Die Zitrusfrüchte kommen im Rückgeschmack wieder, davor steht ein cremig-kühles Finale, das man fast als milchig bezeichnen kann.
Wer diese Reife schätzt, die immer noch von frischer Säure kontrastiert wird, hat hier einen neuen Favoriten für den Keller. Oder anders gesagt: Ein Schaumwein kurz vor dem Plateau – für stille Genießer aus einem ruhigen Champagner-Haus.
Bezugsquelle:
Champagne Deutz, „Brut Classic“ ist um EUR 40,60 bei Del Fabro erhältlich, der Vintage-Champagner „William Deutz 2002“ ebendort um EUR 117; http://delfabro.at
„Amour de Deutz“ Rosé 2006 ist in Österreich schwer erhältlich, um EUR 137 führt ihn der französische Spezialist „Envie de Champagne“, www.enviedechamp.com
Den Vintage Rosé 2009 bietet Hubert Fohringers Vinothek um EUR 54,90 an, www.fohringer.at