Fast überall sind sie schon aufgetaucht – die Haar-Tolle und die Tattoos von René Pollak. Dem weitgehend unbekannten Weingut aus dem Weinviertel hat der Winzer seine persönliche Liebe aufgedrückt (und auch auf’s Etikett gedrückt). Rockabilly rules! Das hat ihn und Gattin Ramona schnell in die Gazetten gebracht. Doch oberflächlicher Weise hat man es dort meist bei den schrägen Fotos belassen. Von den Weinen hörte man wenig. Zu wenig, muss man präzisieren. Denn Pollak – das läßt sich nach der Verkostung im Rahmen der Morandell&More-Degustation behaupten – traut sich durchaus etwas.
Subkultur-Member hat ein Herz für das Randständige, ließe sich vor allem zu seinem Burgunder schreiben. Doch zunächst muss der Weinviertel-Test durchgeführt werden. Wie steht’s um den Veltliner? Ist er toll oder hat er nur die Tolle am Etikett?
„Stoanan“ nennt sich der aktuelle Grüne Veltliner aus dem Unterretzbacher Rockabilly-Land. Es beginnt mit einer sortentypischen Kombination im Geruch – gelber Apfel und Zitrusfrüchte (am ehesten Limette). Mit Luft wird er sogar zart rauchig. Die Überraschung des gelinde gesagt schwachen Jahrgangs stellt aber die Intensität dar, die der Wein mitbringt: Knackig und doch voller Exotik, vereint der Stoanan 2014 Nektarine mit einer tropenfruchtigen Ader. Maracuja ist vor allem da, aber auch grüne Banane. Der Abgang könnte vielleicht länger sein, aber der erste Eindruck, der er hinterläßt, macht zumindest in diesem Jahr noch Spaß.
Spannender, wenngleich polarisierender als der Weinviertler Parade-Weisse, ist der halbtrockene Weißburgunder des Jahrgangs 2014. Einen nahezu unverkäuflichen Zusatz auf dem Etikett stellt diese Bezeichnung dar, Zucker ist momentan nicht gerade en vogue. Pollak kann das egal sein, denn ein Wein wie dieser hat immer seine Berechtigung: Blütenhonig und eine jugendliche Marille, dazu auch etwas Ananas sind die ersten Noten, die aus dem Kostglas steigen. Im Hintergrund findet sich auch eine zarte (Papier-)Nuß.
Nach dem süßen Beginn macht sich auch am Gaumen die satte Marillen-Aromatik breit, doch die kühle Art bewahrt den Wein davor eindimensional zu sein. Im Gegenteil, relativ lang klingt der Pollak’sche Weißburgunder mit einem würzigen, an Zimtrinde und Ingwer erinnernden Finale aus. Wer den Stil mag und keine Zucker-Basher ist, wird mit dem Rockabilly-Burgunder seine Freude haben. Speiseempfehlung wäre eine Hühnerterrine oder rote Linsensuppe. Und dazu am besten etwas von „Lee’s Revenge“ oder Carl Perkins auflegen!
Bezugsquelle:
René Pollak/Rockabilly Weinkult, Grüner Veltliner „Stoanan“ ist um EUR 8,40 bei Vinorama erhältlich, der Weissburgunder „Stoanan“ um EUR 9,60, www.vinorama.at