Der Start in die Fastenzeit erfolgt mit einem bunten Aperitivo – und doch gänzlich alkoholfrei. Um den Blick auf die Gesundheit noch zu unterstreichen, stammt die knallrote Basis aus der Apotheke. Genauer gesagt von Dr. Christina Jagla, die in Berlin nicht nur klassische Heilmittel parat hat, sondern auch bittere Essenzen (u. a. von der Artischocke) in die klassischen Apothekerflaschen füllt. Unter Barprofis der deutschen Hauptstadt sind die mit natürlichen Zutaten gemischten Bitter ein Geheimtipp. Weiter weg von industrieller Spirituose geht eigentlich nicht.
Was nicht heißt, dass man sich nicht auch auf ordentliches Packungsdesign und ansprechende Optik versteht. Das zeigt schon die Hülle von „Herber Hibiskus“, dem neuen Streich von Jagla’s. Die äußere Schachtel wird von einem Magnetverschluss gehalten. Löst man ihn, hat man eine botanische Stellwand, vor der man sich den „San Aperitivo“, wie er im Untertitel heißt, eingießen kann. Denn ein bisschen was über die Pflanzen hinter ihren Abfüllungen gibt Dr. Jagla den Kunden gerne mit. Der „Hibiskus Spritz“ wird einfach mit Tonic (z.B. von Thomas Henry) und Limette gemischt.
Gleichzeitig steht der Drink auch für ein Lebensgefühl der deutschen Hauptstadt und führt als Inspiration daher das neue Bauprojekt der weltbekannten Architekten Herzog de Meuron am Etikett: In Berlin-Mitte entsteht mit Am Tacheles ein Wohnprojekt, das Gründerzeit-Zitate und modernes Wohnen vereint. Ein bisserl also so wie das Getränk in der Apotheker-Flasche, das alte Pflanzen-Illustrationen mit aktuellem Detox-Boom verbindet. Und wenn schon so viel Pflanzliches im Spiel ist, dekorierten wir das alkoholfreie Glas auch mit den Gourmandisen einer anderen Hibiskus-Freundin: Angela Evers kandiert in Lübeck die Eibisch-Blüten, mischt sie aber auch mit Salz von der Insel Sylt. Was dann zusätzlich einen neckischen, rötlichen Rand von Evers & Tochter für das Cocktailglas ergibt.
Das Salz fungiert aber auch als Gegenpart zur Süße, die der Apotheker-Hibiskus trotz des herben Namens mitbringt. Technisch sind es 96 Gramm Zucker am Liter, doch da haben ja Salz und Chinin im Tonic Water auch noch ein Wörtchen mitzureden. Pur jedenfalls erinnert der San Aperitivo an kurz gezogenen Früchtetee, der ja oft auch den Hibiskus als Farb- und Aromageber nutzt. Dazu kommt in der Nase noch ein Quäntchen Orangenminze. Saftig und rund ist dann das Mundgefühl, das sich förmlich auffächert in die beiden fruchtigen Akzente von Erdbeere und Kirsche. Herb wird es erst ganz hinten am Gaumen, da denkt man dann an Orangenzesten.
Ein Schnitz von einer Zitrusfrucht – Christina Jagla empfiehlt Limette – macht sich durchaus auch im „Spritz“ gut. Zur leichten Säure kommt dann auch ein wenig Gerbstoff aus dem Albedo (=weißer Teil der Schale), wenn man sie im Mixglas andrückt. Mit Tonic Water gemischt, schälen sich auch die kräutrigen Noten klarer heraus. Zwischen Basilikum und Rosmarin ist dieses herbale Duftbild dann angesiedelt.
Und wer noch weniger Süße im Drink mag, sollte einmal einen sehr trockenen Prosecco mit dem „Herben Hibiskus“ kombinieren. In unserem Falle war es der „Biologico“ von Villa Sandi, der die roten Blüten posthum erneut erblühen ließ. Cin cin!
Bezugsquelle:
Dr. Jaglas, „Herber Hibiskus – San Aperitivo“ ist um 19,95 Euro (0,5 Liter-Flasche) im Webshop erhältlich, www.dr-jaglas.de
Evers & Tochter, Hibiskusblüten-Salz kostet EUR 4,50 (35 Gramm), die kandierten Hibiskus-Blüten EUR 6,95 (vier Stück) – beides im Webshop der Lübecker Manufaktur, https://eversundtochter.com/