Manches beantwortet sich eh von selbst. Christian Prickler steht vor dem Roll-up mit dem Aufdruck „Rotweingut Prickler“ und sieht zu, wie immer mehr Menschen seinen Welschriesling ordern. Den gibt es heuer erstmals und den Praxistest besteht der Lutzmannsburger Jahrgang 2013 bestens. „Wenn sich eine zierliche Dame nach sieben Minuten ums zweite Glas anstellt, paßt der wohl“, hält es der Winzer mit der Abstimmung mit den Füßen. Von den exzellenten Roten des Hauses – dem Blaufränkisch „Sonnberg“ und der Cuvée „Thermal“ – geht wenig bei der Somerhitze, der Welsch muss nachgefüllt werden.
Bis es überhaupt einen Weissen aus dem Rotweingut gab, ging einiges an Zeit ins Land, wobei die Pricklers, Christian und Vater Herbert, schon länger die Riede Kirchner im Auge hatten. Durch eine Pensionierung kam es endlich zum Verkauf, denn nicht nur dass hier im Blaufränkischland weiße Trauben hängen, sie tun es auf 25 Jahre alten Rebanlagen. Und die lassen einen recht typischen „Welsch“ entstehen, wie er leider nicht nur im Rotwein-lastigen Mittelburgenland zur Seltenheit wurde. Entsprechend wurde die Anlage gleich um neue Welschriesling-Stöcke ergänzt.
Limette, weiße Traube und, ja, Maracuja sind die ersten Duftnoten, mit der Zeit kommt auch eine zarte kreidige Note durch. Unter dem Sand des Kirchner-Weingartens befindet sich eine Kalkplatte, die den mittlerweile älteren Stöcken auch diese Note mitgegeben hat. Die typische Apfel-Aromatik des Welsch, frisch wie ein Biss in einen Granny Smith, bringt der erste Schluck mit. Die knackige Säure verebbt allerdings und gibt den Weg frei für Apfelschalen-Noten, etwas Zitrusfrucht (Grapefruit) und im Finale auch Birne.
Der Clou sei aber für das Ende aufgespart: Der Prickler’sche Welsch ist nicht nur süffig, mit nur 11,5% Alkohol trinkt man das zweite Glas auch ohne größere Bedenken. Und das selbst, wenn man nicht zur Spezies „zierliche Dame“ gehören sollte.
Bezugsquelle:
Weingut Prickler, Welschriesling 2013, ist um EUR 6 ab Hof erhältlich, www.prickler.at