Seit 1790 ist das Haus Georges Sandeman in Portugal aktiv. Entsprechend viel hat Gert Weihsmann zu erzählen, wenn er seitens des Austro-Importeurs Pernod-Ricard zur Portwein-Probe lädt. Rund 800 Produzenten gibt es noch in Portugal, doch die Zukunft schaut nicht so rosig aus. Das Altherren-Image und vor allem die nicht in den Diät-Zeitgeist passende Süße – ein Problem, das selbst Gerhard Kracher immer wieder beklagt – setzen der Tradition der gespriteten Weine zu. Dabei wird die Gärung mit Alkohol gestoppt, die Weine haben also Restzucker und höhere Volumsprozente. Allerdings erzielen die Weine der Douro-Winzer im modernen, also trockenen Stil bereits höhere Preise, ohne dass man sie jahrelang (jahrzehntelang sogar, wenn wir von Tawny-Port reden) im Fass lagern müßte.
Es sind „Echos aus einer Zeit der instabilen Weine“, wie Weihsmann sagt. Konservierung des Weines war ann 1800 das große Thema, schließlich wollte niemand die per Seefracht angereisten Fässer voll sauren Weins vorfinden. In unseren Zeiten der temperaturgesteuerten Vergärung im Stahltank und der Keller-Chemie werden die Portweine so tatsächlich zu einem Anachronismus. Für manche macht sie gerade das aber interessant, von ihrer Eignung als Speisebegleiter ganz zu schweigen.
Der rote „Einstiegsport“ (der seltene weisse Portwein kann als ideales Sommergetränk, 1:1 mit Tonic und Limette genossen, gelten) verfügt über jene Eigenschaft, die man sich von einem Aperitif erwartet, er ist „mouthwatering“. Der Duft des Sandeman’schen „Ruby Port“ – Holundergelée, ein Hauch weißer Pfeffer – bereitet nur ungenügend auf das folgende Gaumenspiel zwischen Süße, der Fruchtigkeit nach rotem Apfel und der leicht herben Note (Schalenton) vor. Die Tannine erfüllen ihre leicht trocknende Funktion, man freut sich auf einen Happen. Gerne auch Salziges.
Eine andere Klasse weist das erstmals 1997 gefüllte nächste Erzeugnis des Hauses Sandeman auf: Die Quinta do Vau, eine absolute A-Lage im von A bis F reichenden Qualifizierungssystem der Douro-Lagen, wurde ab diesem Jahrgang einzeln abgefüllt. Der Duft des „Vau Vintage“ 1997 aus der 10 Hektar großen Sonnenlage zeigt viele Facetten, von der Maulbeere und Brombeer-Marmelade über Orangenzeste bis hin zu Haselnuss und Nusschokolade.
Im Mund erinnert seine Art an gute Amarone-Jahrgänge; weniger die reduktive Art, als vielmehr Süße und Würze stehen im Fokus. Erdbeere wird gefolgt von medizinalen Anklängen, dazu schmeckt etwas Milchkaffee und vor allem im Nachhall eine deutliche Liebstöckl-Note durch, immer im Hintergrund begleitet vom zart bitteren Aroma von Walnüssen.
Wie balanciert dieser 17 Jahre alte Wein tatsächlich ist, wird im direkten Vergleich mit dem 2006er Jahrgangsport, der nach vier Jahren abgefüllt wurde (Late bottled Vintage laut Label, da normaler Weise zwei Jahre das Limit für Vintage Port darstellt) klar. Der anfangs verhaltene Duft gibt mit der Zeit schwarze Nüsse, Maulbeere und Cassis fei. Am Gaumen folgt auf den süßen Beginn ein forderndes Tannin, das von den röstigen Noten nach Kaffee und Haselnuss noch verstärkt wird. Kurz: Hier ist die Balance noch nicht eingetreten, die der „Vau“ bereits gefunden hat. Was aber nichts macht, schließlich denkt man bei Portwein ohnehin in Dekaden.
Bezugsquelle:
Sandemans „Ruby Port“ ist um EUR 11,99 beim Excalibur-Shop erhältlich, http://eshop.excaliburcity.com
Den „VAU Vintage“ gibt es um EUR 24,99 bei Wein&Co, www.weinco.at
Der „Late Bottled Vintage 2006“ ist um 22,30 bei Amphora Optimus erhältlich, http://amphoraoptimus.com