Sie wollten schon lange gemeinsame Sache machen, „doch manches im Leben braucht eben“. In diesem Fall ein ganzes Jahrzehnt. Denn so lange reifte die Burgunder-Cuvée von Jakob Jakopé, die er exklusiv für das Hotel-Restaurant Krainer in Langenwang füllte. „400 Flaschen haben wir aufgelegt“, freute sich Andreas Krainer über seinen „Haussprudel“. Der fällt ganz klassisch aus, mit je einem Drittel Chardonnay, Weißburgunder und Pinot Noir. Jede einzelne Rebsorte stammt aus einer Lage in Ehrenhausen und Umgebung. Namen wie Sulz, Krois und Stermetzberg machen neugierig auf die Gastrofüllung.
Ein Jahr reifte sie auf der Vollhefe im Holzfass im Weingut Kästenburg, neun Jahre währte die Flaschengärung, reicht Jakopé im Krainer’schen Keller die technischen Daten nach. Das gemeinsame Verkosten von Wirt und Winzer ergab dann die Dosage (unter 4 Gramm). Denn für den Spitzenkoch war wichtig, dass Körper und trockene Art des Sekts zu vielen Gerichten passen. Schließlich soll er zu den berühmten Mehlspeisen im Mürztal ebenso fließen wie zu Silvester, aber auch die Menüfolgen begleiten. Wie gut das Sekt generell kann, demonstrierten zum „PerlMut“-Start fünf Gänge. Zu jedem hatte Jakob Jakopé einen Schaumwein – bis zurück zum Jahrgang 2011 – gewählt. Herausragend war der Pinot Noir Rosé Reserve, der zum Zweierlei vom Weidehendl (von Markus Scheikl aus dem nahen Krieglach) brillierte. Haxerl aus dem „Big Green Egg“ und Brust mit Liebstöckel waren gut bei dem kühlen und dahinströmenden Schaumwein aufgehoben.
Doch natürlich „rahmte“ der Sekt des Tages die Küchenkreationen. Und der „PerlMut“ konnte als Apéro im Weinkeller wie auch zum Schluss mit Andi Krainers „Hüftgold“ alias Petit Fours überzeugen. Die Reife des Jahrgangs 2015 gab der in nur 400 Flaschen erhältlichen „Großen Reserve“ viel Körper mit, doch auch die Frische blieb gewahrt. Doch gehen wir es gewohnt trinkprotokollarisch an: Schon aromatisch wird aus dem kurz rauchig (geflämmte Zitronenschale) aufblitzenden Duft ein deutlicher Birnen-Geruch. Ihm folgt eine Phase tropische Noten, die man wohl dem Chardonnay zuschreiben darf – Ananas und auch ein Alzerl Maracuja notierten wir. Mit Luft gesellen sich Himbeere und Pfirsich in sehr frischer Ausprägung hinzu. Vom Weißburgunder gibt’s ein leichtes „Nusserl“ zum Drüberstreuen. Viele Eindrücke also, die man kurz bündeln kann: Der „PerlMut“ ist ein sehr komplexer Sekt!
Am Gaumen hat diese Kästenburg-Rarität ein feinperliges Mousseux zu bieten, das von der Zeit wunderbar geformt wurde. Aus diesem taktilen Eindruck entsteht ein überraschend voluminöser Körper, der aber mit Leichtigkeit konterkariert wird. Wieder schmeckt man frische, weißfleischige Birne, ein wenig Orange und etwas Safran, die Fruchtsüße wieder lässt an Steinobst (Nektarine vor allem) denken. Dass der 2015er gut zum Essen passt, liegt an einer geschmacklichen Schluss-Note, die man durchaus als leichte Pikanz ansprechen kann. Ein Hauch von edelsüßem Paprika bindet die satten Fruchtaromen und die frische Eleganz der Perlage gut zusammen. Eine Werbung für reifen (!) heimischen Schaumwein, kann man nur sagen.
Bezugsquelle:
Kästenburg, PerlMut (Burgundercuvée) 2015 ist exklusiv beim Landgasthaus Krainer um EUR 32,-/Flasche zu beziehen, www.hotel-krainer.com






