Womit soll man anstoßen? Fünf Jahre Whisky-Füllung feiert man bei Naturbrände Kuenz heuer. Doch das Brüderpaar im Osttiroler Dölsach hat eine ganze Reihe an Destillaten, mit denen man zu ihrer „Rauchkofel“-Serie gratulieren könnte. Pregler, den lokalen Obstler aus Birne und Apfel, führen Florian und Johannes Kuenz gerade zu neuen qualitativen Höhen, doch auch ihr Gin (namens „Roter Turm“) gehört zu den aufwändigsten heimischen Vertretern. Einzelne Mazerate und unglaubliche, daher teure, Wacholder-Qualität sind hier das Geheimnis. Doch wir befinden uns weiterhin auf dem Whisky-Trail zu den Mitgliedern der heimischen Brenner-Vereinigung AWA. Also wollen wir von den bereits seit 12. Generationen (!) hier ansässigen Kuenz-Brothers mehr zum Single Malt erfahren.
2014 begannen die Versuche, das eigene Getreide zu veredeln, mit Hilfe der lokalen Brauerei Falkensteiner wurde das Malz aufbereitet und drei Jahre später der Erstling im Zeichen des Bergs gegenüber vom Hof, eben dem Rauchkofel, gefüllt. Seither ist die Zeit nicht stehen geblieben, die Feuerung der Anlage wurde von Holzscheiten auf Pellets (natürlich auch aus eigenem Wald) umgestellt. Auch das Whisky-Lager – im ehemaligen Kuhstall des Kuenzhofs – wuchs. Mittlerweile hält man bei Batch 5 der Standard-Abfüllung, die ihr Finish in Pedro Ximénez-Sherry Casks („PX“) erfährt. Und mit rund 1.560 Flaschen bzw. fünf Fässern, die diese Qualität belegt, versorgt man auch etliche Whisky-Freunde.
Die Kombi aus steirischer Eiche und spanischen Fässern ergibt im Duft bereits eine zugängliche Art. Irgendwo zwischen Nuss-Torte und einem Fruchtplunder, vielleicht auch Ananas-Gelée, spielt sich die Sherry-süße Duft-Parade ab. Die Fruchtigkeit des 43%-igen „Rauchkofel“ würde man anderswo wohl als „confectionary“ bezeichnen. Markant am Whisky aus Osttirol ist auch seine Länge; fast wirkt es, als spare sich dieser Schluck einige Überraschungen bewusst lange auf. Dem malzsüßen Antrunk folgt eine feine Pfeffer-Note, dazu auch etwas Mandelkeks – ein weiterer Sherry-Indikator. Mit Datteln und ihrer getrockneten, feinen Süße rechnet da kaum mehr jemand, doch eine weitere Stufe seiner Geschmacksraketen zündet dieser Kuenz-Brand: Dezente Lebkuchen-Gewürze, vor allem Hirschhornsalz, aber auch feinste Gewürznelke, sind im Nachhall vorhanden. Ein feiner Start, der alles Harsche vermissen lässt. Und dennoch kein Faserschmeichler sein mag.
Port oder Sherry? Geben tut’s beides!
Sehr klare Stilistik weist auch der „rauchige“ Whisky der Brüder auf, ein mit 46% vol. gefüllter Single Malt, der sein Finish in einem Sherry-Fass erfahren hat. Die feinen Holz-Töne lassen genug Raum für gebrannte Mandeln und Steinobst-Duft, vor allem nach Dörrmarille, auch an geschälte Erdnuss kann man denken. Wem das noch zu wenig „smoky“ war, sollte den ersten Schluck nehmen! Denn was mit Nougat und einem feinen Spiel zwischen Malzsüße und Würze beginnt, legt im Finish das rauchige Gewand an. Zwischen grünem Pfeffer, trockenem Lagerfeuer-Rauch und etwas geröstetem Chili bewegt sich dieser Ausklang. Räucherspeck oder Algen sucht man vergeblich, es ist eine kontinental-rauchige Machart, die trockene Würze wie von Biltong oder Wacholder-Smoke aufweist. Und vor allem ein sehr komplexer Schluck, erhältlich ab 1. Oktober 2021!
Wie international üblich, kann man auch in Dölsach die „Fass-Finishings“ schön vergleichen. Das zeigt der „Rauchkofel“-Whisky, der seine Abrundung in einem Ruby Port-Fass erfahren hat. Er gehört zu den Single Cask-Füllungen, von denen es künftig mehr geben soll. Diese Abfüllung jedenfalls trägt die Nummer 11. Auch mit 50,3% vol. kommt dieses Fassholz in der Nase deutlich durch – rotbeerige Noten lassen an Erdbeere denken, weniger an die säurigere Himbeere.
„Der Port deckt die Primär-Aromatik nicht zu“, kommentiert das Florian Kuenz (am Bild rechts im Warehouse) und hat völlig recht damit. Denn die Eindrücke kommen hier nahezu Stufen-weise und klar abgetrennt. Erst sind da der Holzeinfluss und die Kante des Getreides, dann die fruchtige Portwein-Prägung und zu guter Letzt riecht man die Mischung aus beiden. In Form einer Kombination aus Salzkaramell und Weichsel. Auch am Gaumen ist dieser Osttiroler zum Beißen dicht – Orange, Schokolade und weißer Pfeffer legen geschmacklich vor. Danach wird es wieder „weinig“ in einem Sturm der roten Früchte; das Rückaroma bringt noch Mandelsplitter in diese komplexe Melange ein. Diese Einzelfass-Füllung zeigt die besondere Klasse, die hier im Ex-Kuhstall am Fuss der Lienzer Dolomiten reift. Und das Schönste für Single Malt-Freunde: Fortsetzung folgt….!
Bezugsquelle:
Naturbrennerei Kuenz, Rauchkofel Whisky „Batch V“ kostet EUR 57,70 (0,5 Liter-Flasche), der „Smoked“ Single Malt wird EUR 60 kosten und der „Port Cask Finished“ (#11) ist um EUR 77,70 zu haben, alle im Webshop der Gebrüder Kuenz, www.kuenz-schnaps.at