Von Vorarlbergs Whisky-Brennern war ja in Folge 1 unserer kleinen Austro-Malt-Serie schon kurz die Rede. Und auch Jubiläumsabfüllungen – 25 Jahre Whisky-Erlebniswelt (hier nachzulesen) – sind in ihr nichts Neues. In diesem Fall kommt beides zusammen. Denn Hermann Pfanner, der heute die Familien-Brennerei führt, feierte 2020 sein 15-jähriges Whiskyjubiläum. Und während die Profession von Bruder Walter dank des Slogans „Fruchtsaft machen kann er, der Pfanner“ bundesweit bekannt ist, betrat er selbst Neuland: 2005 stellte sein Destillat nämlich noch den ersten Vorarlberger Whisky dar.
Und in Lauterach hat man seither weiter am Handwerk getüftelt. Vor allem beim Fass-Management ist Pfanner, dessen Logo der Hase ist, ein Auskenner. Davon zeugt etwa sein Whisky, der in einem Grand Marnier-Fass nachreifte, ebenso wie seine anderen „Fass-Finishs“ bzw. Single Cask-Abfüllungen. Persönlich erinnern wir uns immer gerne (und dankbar!) an die Verkostung zwischen seinem drei und vier Jahre gelagerten Sherry-Fass-Whisky. Es war ein rarer Einblick in die innere Mechanik des Getreidebrands – und in diesem einen Jahr änderte sich der Charakter fundamental.
So war es auch Ehrensache, den Jubiläumswhisky zum 15. Whisky-Geburtstag einzuschenken, wenn wir es schon nicht zum Festakt nach Lauterach schafften. Der abgefüllte „dram“, von dem es gerade 996 Flaschen zu 0,5 Liter gibt, reifte zwar nicht 15 Jahre. Für heimische Verhältnisse ist aber auch ein „Zehner“ keine Kleinigkeit! Und Hermann Pfanner ließ dem Brand auch eine edle Holzkassette als Verpackung angedeihen. Das beiliegend Booklet mit dem Slogan „Whisky, wie der Hase läuft“ erklärt die Leidenschaft des AWA-Mitglieds. Doch am Ende muss immer das Destillat sprechen. Und, ja, diese Jubiläumsfüllung hat einiges zu „erzählen“.
Der Duft beginnt bereits vielschichtig und zeigt kaum mehr Spuren von Getreide – es sind die Tertiäraromen, die das Fass hervorgebracht hat: Nussschokolade, Nougat, getrockneter Lavendel (!), Butterkekse. Bisweilen erinnert er bei geschlossenen Augen sogar an Pflaumenwein, süße Noten sind definitiv da, unter anderem auch Orangen-Marzipan. Der erste Schluck kleidet mit seinen 47% vol. sofort den Mund aus und bringt eine neue Facette ein. Einen Moment lang ist auch eine rauchige Note da, die aber von der Fruchtigkeit schnell überlagert wird. Wieder sind da Orangen, am ehesten aber der kandierte Frucht-Mix, den man aus dem Panettone (oder Christstollen) kennt. Zitronat, Aranzini und auch die Walnusskerne begegnen einem wieder.
Wärmend ist er und lang bleibt der Pfanner-Whisky. Und er schickt im Rückaroma auch noch Patisserie-Grüße wie Spekulatius-Kekse, Honigmandeln und wieder die leichte Orangentöne. Fraglos einer der bislang besten Whiskys aus Österreich. Wer es nicht glaubt: Man kann ihn jederzeit in eine Blindprobe mit Highland-Single Malts stellen. Möge der Whisky-Hase vor dem Arlberg weiter so laufen!
Bezugsquelle:
Destillerie Hermann Pfanner, Single Malt „Jubiläumsedition 10 Jahre“ ist um EUR 89,90 (0,5 Liter-Flasche) im Webshop der Destillerie erhältlich, https://pfanner-destillate.com