Von den stattlichen 92% der heimischen Bevölkerung, die Kaffee zumindest ab und zu trinken, nehmen mehr als zwei Drittel Milch dazu. Das Heimatland der Melange hat auch seine Männer geprägt, 62% von ihnen fügen dem Tassen-Schwarz einen Schuss Weiß hinzu. So lässt sich das Ergebnis zusammenfassen, das Spectra bei 500 Österreichern erfragt hat. Die Daten haben noch eine weitere interessante Information zu bieten: Denn die Generation unter 30 Jahren weist die wenigsten Fans des „puren“ Kaffeegenusses auf. 74% können sich ihren Kaffee nur mit Milch vorstellen – Willkommen in der Generation Caffé Latte!
Doch nicht nur für diese Nachwuchsgruppe an Konsumenten hat Nespresso nun drei „Barista Creations“ entwickelt. Die langen Versuchsreihen sollten Kaffeekapseln mit Varianten befüllen, die einen möglichst perfekten „Milchkaffee“ ergeben. Städte wie Melbourne, New York und Madrid gaben Kaffee-Inputs, die so entstandenen 120 Prototypen für Cappuccino und Co. wurden verkostet. Das Ergebnis sind unterschiedlich dunkel gefärbte Kapseln in Weiß und Braun, denen man in Wien sogar ein Pop up (7. bis 18. Mai 2019, Kärntner Straße 9) widmet. Allerdings wird es das Trio auch dauerhaft im Sortiment der Schweizer geben.
Die Aufgaben-Stellung war also klar und auch wir testeten, wie sich die „Barista Creations“ pur machen, vor allem aber unter jener Genuss-Bedingung, für die sie geschaffen wurden. Was verändert sich, wenn die Milch in die Tasse kommt, lautete also die Forschungsfrage im „Trinkprotokoll“-Kostlabor. Und es ging mit dem leichtesten Kaffee los.
Intern gilt der „Chiaro“ als bisher hellste Röstung von Nespresso und das sollte man wissen. Denn der „Helle“ im Trio der neuen Milch-Freunde bringt mit seinen aus Kenia und Indonesien stammenden Arabica-Bohnen entsprechend eigenwillige Töne, abseits der gewohnten Gleichung (Kaffee=schokoladig) mit. Das afrikanische Erbteil setzt sich offenbar stärker durch, denn Kenia-Kaffee ist bekannt für seine hohen Säure-Werte.
Und die erste Tasse erinnert mit ihren roten Frucht-Düften an Himbeere und Trauben, allerdings klingt auch grüner Spargel durch. Klingt nicht nur schräg, sondern bringt auch am Gaumen ordentlich Säure mit, dem wenig entgegen steht. Doch in diesem Fall hat man die Säure praktisch vorausschauend „eingebaut“ bei den Kaffee-Blendern – sie verschwindet bei Zugabe von Milch praktisch!
Die Verwandlung erfolgt in Richtung jener mit Karamell überzogenen Kekse, die mitunter in Italien gern zum Kaffee gereicht werden. Wir testen zwar mit normaler Alpenmilch, aber der „Chiaro“ ist prädestiniert für süßere Varianten wie Mandel- oder Kokosmilch. Dafür wurde er von den New Yorker Baristas entwickelt und das geht sich auch gut aus. Als Espresso allerdings sollte man ihn nicht unbedingt betrachten – außer man mag die aktuell angesagte Linie von Kaffees mit „weiniger“ Säure.
Angenehme Kaffee-Bittere, die trotz Milch bleibt
Ganz anders entwickelt sich im Zusammenspiel mit Kuhmilch die „mittlere“ der drei Intensitäten, dem man „Scuro“ (italien.: „dunkel“) getauft hat. Er stammt von Arabica-Bohnen aus Kolumbien und Äthiopien. Im Geruch bringt er die meiste Würze mit; Schwarze Nüsse, etwas kandierte Veilchen und Bitterschokolade sind zu entdecken. Pur als Espresso verkostet, ist die Kraft auch am Anfang im Mund da, sie kommt am Ende als Gerbstoff-Hall wieder zum Vorschein.
Dazwischen fehlt ein wenig das Mittelstück, doch auch hier kitzelt die Milch ihn quasi aromatisch wach: Frisch geriebene Mandeln und Haselnüsse sind plötzlich zu riechen, der Geschmack nimmt ebenfalls eine sehr nussige Gangart auf – und sogar dezent pfeffrige Noten sind zu schmecken. Was bleibt und den „Scuro“ gut abrundet, ist die dezente Bitterkeit im Finish.
Alles andere als ein zahnloser „Milchkaffee“ ist dann vor allem der intensivste der drei Nespresso-Blends: Die „Corto“ – vom italienischen Wort für „kurz“ – benannte Kapsel wurde für den café cortado entwickelt. Also jene um einen Schluck Milch „verkürzte“ spanische Servierart eines Espressos (meist aus dunkel gerösteten Kaffeebohnen). Die Duftnoten – animierende Haselnuss-Noten, die an Nougat-Schoko denken lassen – bereiten allerdings nicht vor auf die Kraft dieses Blends aus afrikanischen Robustas und Arabicas.
Intensiv kommt vor allem die Bitterkeit und der Schokolade-Schmelz des „Corto“, der plötzlich deutlich „dunkler“ geworden zu sein scheint, im Geschmack durch. Es bedarf reichlich Milch, um diesen expressiven Kaffee-Charakter zu unterdrücken. Vor allem der angenehme, bittere Schlussakkord bleibt auch bei einer Mischung 1:1 noch erhalten. Womit sich auch jene freuen können, die kräftigen Kaffee mögen, aber eben auch den cremigen Milch-Touch in ihrer Tasse nicht missen wollen.
Bezugsquelle:
Nespresso, Barista Creations „Scuro“, „Chiaro” und Corto” sind ab sofort zum Preis von EUR 4,30 (Schleife mit 10 Kapseln) in allen Nespresso Boutiquen bzw. online erhältlich, www.nespresso.com