Mut kann man sich nicht kaufen. Und gegen Spekulationen hilft Evidenz. Das sei als Binsenweisheit vorausgeschickt, um die Verkostung zu würdigen, zu der in die Praterstraße geladen wurde. Der Name des Vergnügungsparks stellte ein gutes Omen dar, denn unterhaltsam war das vorurteilsfreie Vergleichen von jeweils drei Rotweinen allemal. Geladen hatte Matthias Krön, der es als Eigentümer des südburgenländischen Gutes „Groszer Wein“ genau wissen wollte: Kann der Blaufränkisch sich im Konzert bekannter, um nicht zu sagen „großer“, Weine behaupten? Schmeckt man den Österreicher heraus, „frucht-verliebt“, wie wir sind? Diese Versuchsanordnung versprach Spannung, zumal drei der besten heimischen Verkoster sich um die drei Flights scharten.
Bekannt war nur, dass alle drei Rotweine aus einem Erntejahr stammen – doch auch dieser Jahrgang war zu schätzen. Matthias Krön hat dafür seine Filetstücke aufgehoben, die in zwischen 800 und 1000 Flaschen gefüllten Lagenweine „Szapary“ und „Saybritz“. Der große Blind-Vergleich begann mit einem jugendlichen Dreier-Flight, in dem Gerbstoff eine große Rolle spielt. 2015 hatte vor allem beim röstigen Syrah von Jean-Louis Chave deutliche Tannine eingelagert. Der komplexe Hermitage-Wein hat das größte Potential, gefälliger allerdings zeigte sich der „Saybritz“, wußten wir nach dem Aufdecken der Etiketten. Wir bewerten ihn um zwei Punkte höher als den Rhône-Klassiker, denn die saftige Art des Blaufränkisch macht im Moment einfach mehr Spaß. Deutlicher Verlierer in dieser Runde ist der teuerste (ca. 110 Euro) Rotwein, der „Ouverture“ aus dem Hause Opus One. Der kalifornische Blend aus fünf Sorten wirkt wie ein reinsortiger Cabernet Sauvignon – grüne Noten (Paprika) und intensive, fast konzentrierte Beerenaromen zugleich lassen diesen 2015er nicht auf Augenhöhe mit den beiden anderen erscheinen.
Oh, oh! Blaufränkisch 2012 gegen den „Tiganello“
Genau darum geht es Krön auch: Kann der südburgenländische Blaufränkisch neben bekannten Weinen bestehen, idealer Weise natürlich solchen der ähnlichen Preisklasse (gerne aber auch darüber)? Die zweite Antwort gibt die Dreier-Runde, die im Nachhinein als die kompakteste beschrieben wird. Neben dem Zweitwein des Bordeaux-Châteaus Lynch-Bages („Echo“) kommt auch der Toskana-Blend „Tiganello“ und der Blaufränkisch „Szapary“ ins Glas. Hier stellt sich erste Trinkreife ein, die „Auflösung“ bestätigt das, alle drei Rote stammen aus dem Jahrgang 2012. Der Gast aus dem Médoc bekommt am wenigsten Zustimmung von uns, dafür stehen der „Tiganello“ 2012 und der „Szapary“ nahezu in einer Liga.
Die intensive Holzwürze des nach Vanille, Tabak und Sandelholz riechenden Italieners, bringt auch in die intensive Brombeer-Frucht am Gaumen Struktur. Letztlich ein knapper Sieg für einen zumindest doppelt so teuren Welt-Wein. Denn der Grosze Wein hält mit einer Aromen-Melange aus Vanille, Hollerkoch und schwarzen Oliven dagegen. Die Sorte ist kenntlich, aber der Tiefgang, vor allem die an Kampot-Pfeffer und Lorbeer erinnernden Noten im Rückaroma stehen dem „Szapary“ gut. Er ist aber restlos ausverkauft, bedauert Winemaker Markus Bach.
Leider gibt es auch den letzten „Rätselwein“ nicht mehr im Handel; er stammt aus dem Jahr 2011 und ihm zur Seite stand mit Angelo Gajas Nebbiolo „Dagromis“ ein weiterer bekannter Name. Der dritte im Bunde war dafür ein burgundischer Klassiker, nämlich der Gevrey Chambertin von Claude Dugat. Die elegantere Variante der Nicht-Burgenländer stellt der Wein aus dem Piemont dar; Darjeeling-Tee, Orangenzeste, viel Beeren-Schmelz und eine insgesamt schmeichelnde Art lassen ihn zwei Punkte vor dem Burgunder landen.
Der günstigste Wein ist der amethyst-farbene „Szapary“ 2011, der nach Mandeln, Brombeeren und Heidelbeeren duftet. Das saftig-dunkle Element des Blaufränkisch kommt auch im Mund schön durch, da darf der Beerenschmelz sich mit der Würze des Holzes spielen. Das ergibt dann eine an schwarze Oliven-Paste erinnernde Art im Finish, das auch einen Hauch Teer und eine jugendliche Espresso-Röstigkeit mitbringt. Sie wird sich noch ein wenig abschleifen mit der Zeit. Doch wie die mutige Probe zeigte: Die raren Lagen-Weine vom Eisenberg kann man Kennern locker auf den Tisch stellen. Es muss nicht einmal ein Rätsel-Flight sein (auch wenn das verdammt viel Spaß macht!).
Bezugsquelle:
Groszer Wein, Blaufränkisch „Szapary“ 2014 ist um EUR 24 bei Kamawine erhältlich, www.kamawine.de