„Wir trinken nur Hennessy“, ließ Joseph Roth den Sohn des „Helden von Solferino“, K.u.k. Bezirkshauptmann von Trotta, am Sonntagstisch ausrufen. Product Placement gab es da noch nicht, sonst hätte Roths Leben vielleicht eine andere Wendung genommen. A propos Wendung: Wir schweifen ab. Oder eigentlich doch nicht, denn die Cognacs aus dem Haus H., gegründet von einem irischen Offizier, der sich in der Charente niederließ im 18. Jahrhundert, gab es schon, als der besagte Roman „Radetzkymarsch“ erschien.
Doch mit der Tradition geht auch immer einher, dass man sich anpassen muß an den Zeitgeist. Ergo gibt es jetzt eine limitierte Edition des Very Special Cognac, die auf den ersten Blick so gar nicht zum ehrwürdigen Hersteller, in achter Generation von den Hennessys geführt, passen mag. Auf den zweiten Blick – oder Schluck – hingegen ergibt das Sinn. Schließlich sollte man den früher als Automatismus von gutem Personal („darf’s zur Zigarre ein Cognac sein?“) abgefragten Weinbrand nicht vergessen. Nur weil weder geraucht wird in Restaurants, noch nach Spirituosen-Gelüsten geforscht.
Wie die bunten Hosen des Oberarztes
„Sleeves“ heißt das neue Gewand, und eines schaffen die Hüllen der Flachmann-kleinen Flaschen locker: Übersehen kann man den Cognac nicht. Die bunte Hülle aus Silikon – in den Farben Rot, Gelb, Lila und Magenta erhältlich – umhüllt aber einen eleganten Inhalt der alten Schule. Vergleichbar ist das mit den knalligen Hosenfarben, die mitunter Oberärzte in der Mid Life-Crisis tragen. Und die verlernen ja auch nicht das Operieren, nur weil ihr Beinkleid offensiver leuchtet. Der „Very Special“, kurz: VS, verbindet rund 40 Eaux-de-Vie, die maximal acht Jahre in den Eichenfässern reiften.
Ein gutes Alter, das schon ein wenig die Schärfe des Ugni Blanc-Traubenbrands abschmirgelt, aber immer noch das Feuer der Jugend bewahrt: Angenehm fruchtig ist der Cognac bereits im Duft: Apfelschale, etwas Kirsche, Kokos ist auch dabei und natürlich satte Schoko-Noten, die mit der Zeit in Richtung Karamell abtauchen. Auch im Mund zeigt sich nur wenig Schärfe, wieder mit roten Früchten und einer fast saftigen Milchschoko-Note beginnt der Hennessy, ehe ein Hauch von Würze (Kardamom und Vanille) das Spiel belebt. Mit einem schönen, schokoladigen Finish klingt der balancierte „VS“ aus, das Schlussstück erinnert ein wenig ans Zerlutschen von Rum-Kokos-Kugeln.
Wer ähnlich bunte Mischungen liebt, wie sie die Flaschen-Cover über dem Traditionsetikett darstellen, kann den VS mit Cranberry trinken. Oder lieber doch eine Gedenk-Virginier an Joseph Roth rauchen.
Bezugsquelle:
Hennessy, Very Special Cognac, „Sleeves“-Edition, ist um EUR 19,90 (0,2 Liter-Flasche) bei Wein & Co erhältlich, www.weinco.at