Unverhofft ergibt sich aus einem Traminer in Maischegärung („Orange Wine“, wie man auch sagt) eine Mini-Serie. Denn auch in der Thermenregion hat man der rosenduftigen Aromasorte eine solche Behandlung angedeihen lassen. Ähnlich wie beim ersten „orangen“ Traminer, den wir hier vorstellten, ist auch die Familien-Aufstellung. Denn auch beim Weingut Pferschy-Seper ist es ein generationen-übergreifender Wein, mit dem die „next generation“ experimentiert. Anna Seper hat nach der Ausbildung und den Lehrmonaten im fernen Kalifornien und Australien wieder in Mödling Station gemacht. Im Betrieb steht damit die fünfte Winzerinnen-Generation am Start – eine österreichweit einzigartige Abfolge!
Zumal auch bereits unter Großmutter Margarete biologischer Anbau zum Thema wurde. Umgestellt ist der gesamte Weinbau, der auch den bekannten Heurigen in der Schiller-Straße beliefert, seit 2001. Dass es den Traminer am Eichkogel gibt, geht noch eine Generation weiter zurück – die bis zu 50 Jahre alten Reben pflanzte Maria Buchgraber aus, Urgroßmutter der 25-jährigen Anna. Der Ausbau in Rotwein-Art hätte aber selbst diese Pionierin überrascht. Denn zum einen trägt die Aroma-Sorte ihren Charakter auch in der Maischevergärung weiter – der tramineske Wohlgeruch wird nicht zu einem mostigen Odeur wie so manch andere Sorte. Dafür bringen die dicken Schalen, zumal aus den alten Rebanlagen, eine Menge Tannin mit.
Dieses nehmen Birgit Pferschy-Seper und Tochter Anna beim „Natural“, wie der 2019er Traminer heißt, ebenso in Kauf wie den Verzicht auf Filtrierung. Optisch strahlt der Wein in einem Zwiebelschalen-Ton mit orangenem Kern. Hagebutten-Gelée, Marillen-Chutney und getrocknete Tomaten mögen alles keine klassischen Duft-Noten eines Traminers sein, der „Natural“ bringt sie aber allesamt mit. Und steckt damit die Grenzmarken seines Weges zwischen Frucht und Pikanz ab.
Der herb-säurige Grundcharakter zeigt sich auch am Gaumen. Intensiv mit seinen 14%, einer die Sorte klar umreissenden Rosen-Gelée-Note und einem herben basso continuo, der die Winzerin an Eibisch erinnert (womit sie recht hat). Uns erinnert dieser Zug an gegrillte Artischocke – vor allem im Rückaroma – der druckvolle Wein liefert auch noch den Geschmack von Malven und Mandarinen, mehr die Schale als die Frucht, mit. Viel Luft und großes Glas, dann hat man hier einen Wein für alle, denen Traminer nicht trocken und herb genug sein kann. An alle anderen sei eine Warnung im amerikanischen Stil ausgesprochen: „Natural“ könnte Spuren von Gerbstoff enthalten!
Neues gibt es aber auch im klassischen Bereich des Weinguts. Das ist zum einen wörtlich zu nehmen, denn der „Klassik“ 2019 von einer der Paradesorten des Mödlinger Winzerinnen-Hauses liegt vor. Den Weißburgunder pflegt man hier und daher gibt es auch ein neues Gebinde, das für mehr Konsum – dank kleinerer Füll-Menge – sorgen soll. Drei Achterl fasst die neue Kleinflasche, die auch preislich attraktiv ist und vor allem hat der 2019er alles, um ihn oft „einfach so“ zu genießen.
„Klassik“ kann ja vieles sein im weiten Weißwein-Land, in diesem Fall steht schon ein intensiver Duft zu Buche: Etwas Mango, mit Luft klarer dann Bananen-Mark, Mandelmilch und ein an frisches Nussbeugerl erinnernder Geruch leiten den 2019er Weißburgunder ein. Gelbe Früchte in recht kühler Ausprägung bringt dann der Kostschluck mit. Mit seinen 13 Volumsprozent und einem geschmacklichen Kern aus Orangen-Fruchtfleischentwickelt der Wein beachtlichen Druck. Der Nachklang ist ganz zart von Gerbstoff geprägt. Für Jungwinzerin Anna Seper ist der Weißburgunder übrigens „ein wunderbarer Speisenbegleiter, der sich nicht in den Vordergrund stellt“. Stimmt. Nachdem er Süße ebenso wie Pikanz wegsteckt, drängt sich dieser Tage eines klar auf: Oster-Striezel mit Schinken und Kren!
Bezugsquelle:
Weingut Pferschy-Seper, Traminer „Natural“ 2019 kostet EUR 21,30, der Weißburgunder „Klassik“ 2019 ist in der kleinen Flasche (0,375 Liter) um EUR 4,90 zu haben, die Bouteille um EUR 8,10, alles ab Hof oder via Mail-Bestellung, www.pferschy-seper.at