Es sind veritable Wein-Planeten, die drei mediterranen Anbaugiganten Spanien, Frankreich und Italien – für deren Erkundung ein Reben-Erforscherleben nicht ausreicht. Insofern sind die Schlaglichter, die dann und wann eine Region wenigstens ein bisschen erhellen, immer willkommen bei Ihrem Trinkprotokollanten. Diesmal war es Jean-Louis Mourre, der das Rhône-Tal vorstellte, in dem er – Richtung Orange gelegen – auf seiner „Domaine Le Colombier“ 22 Hektar biologisch bewirtschaftet.
In seiner Jugend hatte er den väterlichen Weinbau, „der viel im Gebinde verkaufte, aber auch schon bemerkenswerte Flaschen füllte“ endgültig als eigenständigen Flaschenfüller etabliert. Seit 1992 widmet er sich nun den Sorten wie Grenache Noir oder Mourvèdre. Die provençalischen Rotweine bringen dabei ein bemerkenswertes Preis-Genuss-Verhältnis mit, wie gleich der erste Wein zeigte. „Méditerranée Olé!” darf als Programm verstanden werden, denn der Blend bringt mit sechs Sorten, darunter Alicante und Merlot quasi ein „Best of” der Region ins Glas. Anfangs etwas wild in seinem Duft, schälen sich bald Cranberry, rote Rübe und Pfeffer heraus.
Anders gesagt, liegt neben saftiger roter Frucht, also erdige Würze und auch Säure vor. Der 14% Alkohol starke Rotwein beginnt saftig und mit einer intensiven Schokoladenote, die sich zwischen den Brombeer-Kirsch-Mix mischt. Sie verdankt sich keinem Holzfass, sondern ist ein Erbteil des dickschaligen Merlots, „der Wein ist nur in Betongebinden und im Stahltank gewesen“, so Mourre. Und tatsächlich nennt der Winzer den Wein einen idealen „apéro“, als wir darüber sprechen, den „Méditerranée Olé!” ein wenig gekühlt zu servieren. Da wird der Sommelier einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen bei 14 Volumsprozent – doch der Alkohol ist eben nicht alles bei diesem provençalischen Fruchtkörberl von Wein.
Aus seiner mittleren Rotwein-Linie (es gibt dann auch einen im Barrique gelagerte Premium-Roten) stammt der von 70% Grenache Noir geprägte „Vacqueyras Tradition“. Er stellt keine nachträgliche Cuvée einzelner Weine dar, sondern er wird bereits mit 20% Syrah und 10% Mourvèdre von Monsieur Mourre vergoren. „Die Reife ist daher das Entscheidende, die Weine fallen daher auch immer ein wenig anders aus“. Der 2015 duftet nach Sauerkirschen und Graphit. Dieser Mix aus dunkler, tiefgründiger Materie und säuriger Frische findet sich dann auch am Gaumen wieder. Dem nicht anders als samtig zu bezeichnenden Mundgefühl des Vacqueyras folgt ein erster Fruchtakkord, wieder säuerlich unterlegte Kirsche und etwas Preiselbeere. Der herbere Ausdruck, die dunkle Seite dieser Cuvée, stellt sich gegen das Finish hin ein: Würze von schwarzen Oliven und etwas Pfeffer runden den mit 14,5% kräftigen Wein ab. „Das ist ein idealer Apéro“, meint Jean-Louis Mourre und steht damit über Kleinlichkeiten wie einem hohen Alkohol. Denn gekühlt kann man sich diesen Wein jederzeit vorstellen, wenn nebenan das Fleisch am Grillrost liegt.
Bezugsquelle:
Domaine Le Colombier, „Méditerranée Olé!” 2015 ist um EUR 6,90 erhältlich, der „Vacqueyras Tradition“ 2015 um EUR 13,56, beide bei Getränke Del Fabro, www.delfabro.at