Der Franzose fackelt nicht lange. „Grand Vin Blanc Sec“ steht am Etikett und schindet gleich einmal Eindruck. Wie schmeckt der große Weiße? Zumal er sich als Bordeaux-Bewohner ausweist. Vom weltberühmten Sauternes, einem der raren natursüßen Spitzenweine dieser Welt, ist nämlich nicht die Rede, sondern vom trockenen Wein, den Olivier Bernard von der Domaine de Chevalier im Südwesten Frankreichs keltert.
Der „Silbermond“, wie der mittlere der drei „Clos des Lunes“-Weine heißt, ist eine Cuvée aus 70% Sémillon und 30% Sauvignon Blanc. Die Rebstöcke stehen zum Teil auf einer ehemaligen Sauternes-Lage, die mit ihrem Kiesboden für die Power des Weins sorgt. Die Frische, so M. Bernard, stammt aus dem Gebiet um Bommes, wo mehr Kalk im Boden dazu kommt. Trotz der kurzen Lagerung von sieben Monaten wird ein Viertel der Ernte im Barrique aufbewahrt.
In der Nase äußert sich das beim 2014er „Lune d’Argent“ als Hauch von Vanille, viel deutlicher sind zu Beginn Honig und grüner Apfel. Mit der Zeit wird es noch frischer, dann merkt man Kräuter, vor allem Koriander, und Grapefruit-Zesten. Wie immer auch im Blindtest eingeschenkt, verorten die Kollegen den Wein in der Steiermark. Erstens kommt die Sauvignon-Charakteristik durch, zweitens ist da die knackige und säurebetonte Art, die mit dem leichten Apfel-Aroma an einen Welschriesling denken lässt.
Tatsächlich prägt vor allem die kräutrig-grüne Art diesen 13%-igen Wein, den man kaum ins Bordelais zugeordnet hätte. Das zarte Bitterl – wieder Zitrus-Anklänge, dermal von der Limette – im Finish tut sein Übriges, um die Verwechslung komplett zu machen. Eine Sémillon-Cuvée im steirischen Janker, könnte man sagen.
Bezugsquelle:
Clos des Lunes, „Lune d’Argent“ 2014 ist um EUR 18,99 bei Wein & Co erhältlich, www.weinco.at