Wie so oft begann es beim Schweizer in der Wiener Wollzeile. Denn der schenkte als Genuss-Scout zwischen seinen Käsen eine Flasche vom Champagner-Bier Jan van Laeres aus. Das überzeugte und war nach dem Hildegonde das zweite Bier des Belgiers, der im niederösterreichischen Landegg nach den Rezepturen seiner Heimat braut. Der Gallier hatte als Brauerei also die volle Aufmerksamkeit, als er seine Neuheit namens „Le Prestige“ vorstellte.
Zudem kommt dieses Starkbier aus einem Fass, das seinerseits bereits Geschichte aufweist. Josef Farthofer hatte zunächst seinen fortifizierten Birnen-Wein Mostello darin gelagert, eher er es für die Lagerung seines Rum-Erstlings verwendete. Mijnher van Laeres Bier ist also die dritte Getränkekategorie aus dem Fass und profitiert von der Vorbelegung aromatisch. Dazu kommt aber die Flaschengärung, die mitunter auch zu mehr als heftigem Schäumen führt – sein Fruchtbier mit Ribisln fuhr beinahe aus der Flasche. Das „Rum Cask aged Belgian Strong Ale“ aus Landegg ist da nicht so ungestüm.
12 Monate im Rumfass ergaben ein erwartungsgemäß intensives Bier, das mit 11% vol. auch kein Durstlöscher sein will. Dafür punktet das blickdicht Bernstein-farbene „Strong Ale“ aber mit einem Duft, der sofort an Malaga-Eis, vor allem die Rum-Rosinen darin, erinnert. Etwas feine Vanille ist auch zu riechen. Gibt man dem „Le Prestige“ Zeit, kommen dann auch die fruchtigen Noten des Biers, Orangenzeste und sogar Maracuja, mit leichter Säure-Inklination durch. Dass somit auch hier bereits eine gewisse Leichtfüßigkeit die satten Aromen aus der Fass-Lagerung begleitet, sollte man im Hinterkopf behalten.
Denn auch am Gaumen ist es der belgische „Trick“, respektive die Technik der Flaschengärung, die mit zusätzlicher Kohlensäure punktet. Denn kräftig ist der Antrunk, aber auch viel leichter als bei 11 % zu erwarten. Der satte Butterstriezel-Ton am Gaumen lässt wieder ein wenig Orange auch durchschimmern, erst im Finale meldet sich dann wieder die unverkennbare Rum-Note, die aber als würziger Abschluss zugleich eine leichte Schokoladigkeit mitbringt. Wer also ein Bockbier mag, wird auch dieses belgische Prunkstück vom Gallier mögen. Und zu Schokolade hat es ohnehin seinen großen Auftritt. Wie täten sie in Jans Heimat sagen? Bedankt voor het bier!
Bezugsquelle:
Der Gallier, „Le Prestige“ gibt es nur in der Brauerei oder am Samstagsmarkt in Pottendorf (NÖ), die Flasche kostet EUR 4,50 (0,33 Liter) bzw. EUR 14 (im 0,75 Liter-Format), http://gallier-braeu.at