T-Shirt-Spruch des Nachmittags in Poysdorf war „Grüner Veltliner Checker“. Genauso gut hätte man Willi Schlögl aus der Weinbar Freundschaft zu Berlin aber in ein Leibchen mit „Love, Peace and Sauberg“ stecken können. Denn Marion und Manfred Ebner-Ebenauer gönnten ihren Freunden und Kunden (was hier ziemlich deckungsgleich ist, ein Rarisssimum im Weingeschäft) eine echt feine Party. Lukas Mraz und Christian Petz kochten neben local hero Harald Pollak auf, Sebastian Slavicek knackte Austern und der alte DJ aus dem Café Witetschka legte die Musik auf. Dazu gab es heitere Geschichterln, wie sich das Winzer-Paar kennenlernte und wie dynamisch young Marion als Praktikantin durch die Stammersdorfer Rieden Fritz Wieningers fegte. Vor allem aber gab es Wein. Viel Wein, viel guten Wein!
Etwa den Sieger der Herzen vieler Anwesenden, den Blanc de Blancs ohne Dosage. Der praktisch in Permanenz ausverkaufte Chardonnay-Sekt wurde mit seinem 2008er Jahrgang sogar frisch degorgiert – und war ein tropenfruchtiges Erlebnis. Wesentliche Neugierde befriedigte auch die Vorstellung der neuen Abfüllungen des Weinguts, die 2018er wurden zu diesem Anlass im Keller direkt serviert. Vormerken sollte man sich den Roten Traminer, der für alle, die nicht unter Restzucker-Phobie leiden, eine äußerst interessante Option darstellt.
Dieser in intensivem Gelbgrün gehaltene „Maxendorf“ 2018 duftet nach Honig und Rosenblättern, aber auch Kamille. An sich nicht ungewöhnlich für Traminer, wenn da nicht die spezielle Frucht wäre, die an einen reifen Muskateller erinnert: Sie bringt satte Gelbe Äpfel und eine wahnwitzige Dosis Grüne Mango – wie im Thai-Salat „Som Tam Mamuan“ – mit.
Während es diesen Wein erst im August geben wird, sind die Flaschen vom Veltliner „Sauberg“ schon gefüllt. Weißfleischige Birne trifft dabei auf hellen Nougat und etwas Rauch beim 2018er. Der Duft leitet einen intensiv-kräftigen Typus ein, der an ein Apfelkompott – samt Würze-Einsprengsel von Nelken und Zimtrinde – erinnert. Doch er versteht es auch, die Räume eng zu machen. Da helfen dem „Sauberg“ die zitrusfruchtigen Töne, die er ab dem mittleren Gaumen anschlägt und die an saure Drops aus dem Bad-Buffet erinnern, aber auch an Orangenzesten. Diese leicht herbe Charakteristik rundet den Grünen Veltliner im Abgang noch ab.
Die vielen Einzelparzellen, einst eine Art Versicherung gegen Ernteausfälle durch Wetterunbill, erweisen sich heute als einer der Schätze der Ebenauers. Sie ließen sich nicht wie viele Winzerkollegen auf den Tausch untereinander zur Vereinigung der Lagen ein. Ein kluger Zug, denn mit heißer werdenden Jahren sind nicht nur die Lehm-Lagen („um die sich früher keiner g‘rissen hat“) um Poysdorf als Wasserspeicher gefragt. Mit der Muschelkalk-Lage „Hermannschachern“ steht auch ein Boden zur Verfügung, der einen echten Terroir-Wein ermöglich.
Der 2018er Grüne Veltliner beginnt mit einer kühlen Nase nach Koriander, Grünem Apfel, Papaya und Kiwi. Erst am Gaumen zeigt diese Grüne Veltliner, was ihn ausmacht. Er vibriert förmlich vor Leben und bringt zunächst gehörig viel Weißen Pfeffer und Melisse auf den Gaumen. Dann erst ist die Frucht am Zug: Apfelkompott, komplett mit Gewürznelken und Zimtrinde, macht den Anfang. Auch „saure Drops“ und ein herber Zug, der erstens zum Weitertrinken animiert und zweitens an saftige Orangen erinnert, stehen zu Buche. Dass der „Hermannschachern“ – nicht nur 2018 – ein Lieblingswein Marion Ebner-Ebenauers ist, darf man ruhig erwähnen. Sie haben auch etwas gemeinsam: Ungebremste Vitalität und Großzügigkeit.
Bezugsquellen:
Ebner-Ebenauer, Grüner Veltliner „Ried Hermanschachern“ 2018 kostet EUR 17,95 bei Wein & Co., www.weinco.at; Grüner Veltliner „Sauberg“ 2018 ist um EUR 18,72 bei Vinorama erhältlich, www.vinorama.at