Zum Glück waren wir nicht allein. Praktisch jeder, der am Kost-Tisch von Umathum bei den Grazer Chefdays vorbeikommt, sagte irgendwann: „Ah, das ist Ihr Wein“? Denn das Etikett von „La Vie de Sophie“ hebt sich eindeutig vom vertrauten Kleid der Abfüllungen von Josef Umathum ab. Vor allem aber ist das am Label unverkennbar Sophie Butz. Die wilden, hellroten Locken schwingen auch auf der Flasche des 2023er Jahrgangs so ungebändigt wie in natura. Und Butz ist eine, die man sich merkt. Auch, wenn es um Inhalte – von Gesprächen und Flaschen gleichermaßen – geht. Die Geisenheim-Absolventin (kl. Bild) ist seit drei Jahren zurück in Frauenkirchen, wo sie einst auch ihr Praktikum gemacht hat.
Als Betriebsleiterin zieht sie zusammen mit „Pepi“ Umathum heute die Fäden und verantwortet so herrliche Weine wie den St. Laurent des Betriebs. Und natürlich den Zweigelt-Ehrenretter „Ried Hallebühl“. Doch auch die PIWI-Rebsorten, aus denen der „Piro“ entsteht, gehören zu ihrem Reich. Dieser leichte (11,5%) Rotwein ist auch eine Art Brücke zu „La Vie de Sophie“. Auch er hat ein unkonventionelles Etikett, wenngleich nur die Farbe abweicht, und auch der „Piro“ ist ein Rotwein, den man kühlen soll. Nicht „darf“.
Das hat er mit dem 2023er gemeinsam, für den eine Freundin von Sophie Butz das Label entwarf. Sieht man genau hin, entdeckt man zum einen das Zitat aus der ikonischen Darstellung des „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry – auch die gezeichnete Sophie hat diese weiten Hosenbeine. Zum anderen ist die überdimensionale Traube, die den Planeten des Prinzen ersetzt, in drei Rot-Schattierungen dargestellt. „Das steht für die drei Rebsorten“, erläutert Butz. Denn zu nahezu gleichen Teilen hat sie für ihren eigenen Wein Blaufränkisch, St. Laurent und Zweigelt aus den Umathum-Rieden kombiniert. Deshalb heißt der Wein offiziell auch „Rot.Rot.Rot“.
Kellertechnisch wurde die macération carbonique für den St. Laurent zum Einsatz gebracht. Unter Kohlensäure-Atmosphäre im Tank (und somit ohne Sauerstoff) beginnt die so genannten intrazelluläre Gärung. Mehr Frische, weniger Gerbstoff ist das Ziel, das u. a. der Beaujolais bekannt gemacht hat. Und das trifft auch auf den 2023er von Sophie Butz zu. Die schöne Farbe ist schon einmal ein Plus, abweichend vom Label kommt der 2023er in Granat-Rot ins Glas. Der Duft weckt die Erinnerung an Sauerkirschen auf einem Strudelblatt. Denn man merkt neben der Frucht auch die Hefe in diesem Geruch.
Tatsächlich rät auch Sophie als Winzerin „zum Belüften“ des jungen Weines. Eine zarte Strenge verfliegt dann und die markante Würze des St. Laurent-Anteils ergänzt die Weichselfrucht des Blaufränkisch. Am Gaumen ist das stärkende Element dann zunächst der Zweigelt. Er hebt die rotfruchtigen Töne – ohnehin ausgeprägt durch die Kohlensäuregärung – noch auf ein deutlicheres Level. Kirsche in Reinkultur trifft dann auf „Speculoos“-Kekse, denn auch ein Alzerl Zimtrinde geht dem würzigen Potpourri voran, das wieder ein Laurent-Kennzeichen ist.
Braune Senfkörner und Lorbeer werden immer markanter im Geschmack und lenken das fruchtige Fließen in geordnete Bahnen. Ein fröhlicher Typ, ein lebendiger Wein bleibt der „Rot.Rot.Rot“ aber ohnehin. Die Säure, die den Wein sehr frisch macht (wobei auch leichte 11,5% vol. mitspielen), tut dazu das Ihre. Und vor allem sollte man keine Scheu haben, diesen Wein vorzukühlen. Dann macht er nämlich so richtig Spaß als Sommer-Rotwein. Wird im „Family Style“ aufgetischt, hat er zu allen levantinischen Speisen seinen starken Moment: Baba Ghanoush, Humus, aber auch „Caviar de légumes“ dürfen hier ran. Und bleiben die Zwiebeln draußen, ist der vom St. Laurent gewürzte Lässigkeitswein aus Frauenkirchen selbst dem Tabouleh ein Freund!
Einziger Wermutstropfen: Es gibt nicht viel. Oder besser, echt wenig. Nämlich nur 280 Flaschen.
Bezugsquelle:
La Vie de Sophie, „Rot.Rot.Rot“ wird um EUR 25,- (0,7 Liter-Flasche) im Web-Shop von Wine-House angeboten, www.wine-house.at