Man könnte schon eine kleine Rubrik anlegen, so zahlreich sind die in Flaschen gefüllten Mischungen der beiden Nationalgetränke Bier und Wein geworden. Denn immerhin ist das eine recht österreichische Variante des Brauens (gegen die umgekehrte Mixtur sträubt sich das Weinrecht seeeehr!). Und auch die Vielfalt, die diese flüssigen Hybride technisch zulassen, ist beachtlich. Denn jede Rebsorte hat ein anderes Aroma-Profil und dann sind da noch die Fragen, in welcher Form Weintrauben vom Brauer eingesetzt werden und wann. Denn man kann im Lagertank mit getrockneten Trauben oder Pulver daraus ebenso arbeiten wie sie gleich im Sudkessel zusetzen. Oder beides? Oder Traubenmost? Die Spielarten sind mannigfaltig und wir haben sie auch schon beschrieben – Bier aus getrockneten Uhudler-Trauben bis zum „versekteten“ Weißwein-Bräu. Auch St. Laurent hatten wir schon in gebrauter Form dabei, nun gibt es aber unser erstes Blaufränkisch-Bier.
Die Partner dabei sind drei „Kreitza“ – also für Nicht-Mittelburgenländer: Bewohner der Gemeinde Deutschkreutz – und zum anderen der famose Gerald Schwarz von Schwarzbräu. Er sorgt dafür, dass aus dem Traum und der Rezeptentwicklung von Andreas Kölly und Jürgen Maurer eine kommerzialisierbare Menge Bier wird. Denn das Duo befüllt damit nicht nur Großflaschen (0,75), sondern unterstreicht die Wertigkeit seiner Brauwaren auch mit der Bezeichnung „Stilbier“. Das darf man ruhig auch rechtschreibschwach so lesen, dass dieses Bier in einem Weinglas edel präsentiert werden soll. Das war schon beim Erstling „Sonnenkind“ so, doch für die zweite Kreation „Eos“ ist dieser Auftritt fast Pflicht.
Denn damit hat das Unternehmen JA Braugut eben auch ein „Wein-Bier“ geboren. Den Blaufränkisch dafür lieferte in der Hochburg dieser Sorte gleich der Weinbauvereinsobmann himself: Christian Kirnbauer steuerte als dritter Kreitza den roten Most aus seinem Keller bei, mit dem der Hopfen als Braugewürz einen weiteren Mitspieler erhielt. Optisch sticht einem sofort das wirklich attraktive Bernstein des Biers ins Auge. Aber gut, „Eos“ heißt ja auch die Göttin der Morgenröte (auch wenn sie nur mehr im Kreuzworträtsel walten darf)! Malzbetont und mit einer schönen fruchtigen Schlagseite kommt das „Wein-Bier“ daher, doch es ist kein Rotwein-Duft. Nektarine und Orangenspalten erschnuppert man, dazwischen die Würze von Roggen-Knäckebrot und etwas geröstetem Leinsamen. Immer fruchtiger wird das Duftbild, wenn das Bier ein wenig ruht.
Tut es bei uns aber nicht, denn der Kostschluck ist nun von Interesse. Die hohe Mälzung und die Tatsache, dass es sich um ein unfiltriertes Bier handelt, lassen bei den JA-Brauern aber kein „flüssiges Brot“ entstehen: Die Rezenz der Kohlensäure und damit der erfrischende Eindruck ist durchaus da. Punkte Fruchtigkeit ist wieder zartes Steinobst (Pfirsich) da, dazu auch saftige Orange. Das cremige Mittelstück ist vielleicht der schönste Part. Auch hier wird das Eos nicht breit, sondern zündet allmählich die letzte Stufe der Aromenrakete – im Finale kommt eine leichte Bittere durch. Sie überrascht nach der sanften, aber durstlöschenden, ersten Begegnung mit dieser „Kreitzung“ aus Wein und Bier. Allerdings ist der Widerhaken strategisch gut platziert – den man will sofort weitertrinken. Und so bekommt man auch eine Ahnung, warum die Großflasche des Stilbiers schon eine gute Idee des Duos war.
Bezugsquelle:
JA Braugut, „Cuvée Eos“ kostet EUR 9,80 (0,75 Liter-Flasche) in der Gebietsvinothek Vinatrium bzw. deren Online-Shop, https://gebietsvinothek.at/kulinarik/bier.html