Wer sich mit dem französischen Anbaugebiet Cahors beschäftigt, kennt das Château du Cèdre vermutlich. Es steht für eine Renaissance des Gebiets, das für seine Gerbstoff-reichen, aber eben auch langlebigen Rotweine bekannt ist. „12 Jahre wegsperren“, war nicht selten der Rat erfahrener Sommeliers dazu. Doch erstens pflegt die Familie Verhaeghe die Böden weitaus besser, zum anderen feiert man 2022 zehn Jahre Biozertifizierung. Das allein ergibt noch keine leichteren, lebendigen und früher zugänglichen Weine, aber es ist eine Basis, die man für die dritte Winzer-Generation in Vire-sur-Lot gelegt hat.
Denn eigentlich kam die unverkennbar belgisch-stämmige Familie Verhaeghe als Flüchtlinge vor dem deutschen Einmarsch in ihrer Heimat (dem von 1914 allerdings) nach Frankreich. Im Gegensatz zu vielen anderen blieb man – ah, l’amour! – im Nachbarland. Wo man mit dem Destillieren von Lavendel-Öl für die Parfümerie und Patisserie sein Auskommen fand. Ein Business, das Charles und Marie Thérèse Verhaeghe 1973 als Autodidakten um den Weinbau erweiterten.
Die nächste Generation ging es professionell an, die Winzerausbildung ließ die Brüder Jean-Marc und Pascal Verhaeghe auch die Weingärten entscheidend anders bearbeiten. Vor allem der Kalkkegel von Grèzes und das deutlich weniger kalkige Plateau „Hautes Terrasses de Mindel“ liefern die Trauben für die Weine der Familie. Und auch die aktuelle Generation stellt ein Brüderpaar dar. Jules und Robin Verhaeghe ernteten 2019 einen Wein, der nach den Youngsters auch „Juvéniles“ heißt. Auf Zuchthefen hat man bei diesem Malbec verzichtet, die finale Schwefelgabe hielt das Duo ebenfalls gering (28 mg/Liter, wer sich da auskennt).
Der nunmehr präsentierte Wein bringt die unverkennbare, sperrig-maskuline Art des Cahors mit. Wie ein Waldspaziergang riecht das Glas, wenn man den „Juvéniles“ einschenkt. Steinpilz, Pinien-Zapfen, aber auch saftige Brombeere und etwas grünen Wacholder gibt es zu riechen. Unter dem typischen Gerbstoff wartet eine jugendliche Säure – sie federt die Tannine gut ab. Weichseln und Bitterschokolade wie bei einem dunkelfruchtigen Blaufränkisch (z. B. vom Eisenberg) sind zu spüren, das Ganze aber weitaus dichter und (noch!) ein wenig fordernd. Ein idealer Steak-Wein für die heurige Grillsaison kündigt sich hier an! Denn der „Juvéniles“ 2019 hat Kraft, ist intensiv und auch bereits antrinkbar.
Den Ritterschlag holten sich Robin und Jules in ihrem Präsentationsvideo aber ohnehin von Papa Pascal Verhaeghe, der den Erstling verkostete: „Das muss ein guter Kellermeister gewesen sein“, schmunzelte der Senior. Um dann zu loben: „Bravo, Burschen“! Und da können wir uns dem Kenner aus dem Cahors nur anschließen.
Bezugsquelle:
Château du Cèdre, Juvéniles 2019 ist um EUR 9,90 beim Importeur Pinard de Picard erhältlich, www.pinard-de-picard.de