Wagner’sche Opulenz hat man sich bei Maisel and Friends, der Bayreuther Craft-Brauerei, versagt. Beziehungsweise Spezial-Abfüllungen wie dem Stout „Chocolate Block“ vorbehalten. Drinkability hält man hingegen bei der Hopfen-betonten Serie hoch. Bestes Beispiel für diese Maisel-Denke ist das als bayrisch-amerikanisches Crossover angelegte „Citrilla“: Weizenbier trifft auf Aromahopfen aus dem India Pale Ale (IPA), könnte man auch sagen.
Konkret sind es Citra und Amarillo, die dem 6% Alkohol starken Bier die Bitterkeit von 37 IBU (Internat. Bitterness Units) verleihen. Und sie geben dem Citrilla, das weniger zitrusfruchtig ist, als man vielleicht vermutet, den Namen. Im Duft kommt das Weizenmalz durch, die typische Bananen-Note der obergärigen Biere wird von weiteren Estern begleitet. Man darf an ein frisch geöffnetes Haribo-Säckchen denken; wahlweise die Pfirsiche oder „Tropifrutti“-Mix. Ananas und Mango sind dann auch die Noten am Gaumen; eine frische Kohelnsäure und leichte Bitterkeit sorgen für einen rezenten Eindruck. Mit etwas Kiwi im Nachtrunk klingt das Citrilla dann säurig-erfrischen und leicht herb aus. Wo bleibt der nächste Schluck?
Als „Brett an Hopfen-Aroma“ lobt sich das 5,2% Alk. starke „Pale Ale“ selbst am Label aus, daneben stehen 32 Bitter-Einheiten zu Buche. Gleich fünf Aromahopfen packte man in der Bayreuther Brauerei in das Bier. Zum Herkules in der Würze kamen in der „kalten Phase“, also dem Lagertank, noch Chinook, Amarillo, Simcoe und Citra.
Aromatisch bedeutet das beim goldbraunen Bier zunächst einmal einen tropenfruchtigen Auftakt, der sowohl im Duft, wie auch im Antrunk klar durchkommt. Maracuja satt, dazu auch bittere Kräuter (Beifuß etwa) entströmen dem Kostglas. Cremiger als erwartet zeigt sich dann das Mundgefühl, etwas weiße Schokolade kann man da schon notieren. Die Tropenfrucht hat sich hier als Banane verkleidet, auch etwas Mango schimmert durch den Schoko-Film am Gaumen. Und die Bitterkeit? Die zieht sich von Anfang an in Form einer Stütze des Frucht-Schaum-Gemischs durch – ihren großen Auftritt hat sie im Nachtrunk, wo sie dann lange nachklingt. Das Kompliment an den Brauer mag patschert klingen, beschreibt es aber gut: Die Bittere baut sich langsam auf, um dann mächtig dazu sein. Aber sie ergibt keinen unvermittelten Aromen-Umschlag.
Ein malziger Balance-Akt – Maisels IPA
Das IPA von „Maisel & Friends“ ist nicht nur farblich deutlich heller, es hat auch intensiveres Malz abbekommen. Zahlen-fixierte Bierfreunde müssen stark sein, denn das mit 50 Bitter-Einheiten (IBU) ausgeflaggte Bier wirkt nicht bitterer als das Pale Ale mit seinen 32 IBU. Es kommt eben nicht auf den isolierten Wert an, sondern wie jeder Brauer betonen würde, auf die Balance. Und gerade hier hat man nicht den Fehler begangen, einen Faustschlag von Hopfen bis zum Ende aufzusparen, das Malz liefert schon im Duft die Dominante: Nuss-Schokolade und eine süße Malz-Note (Ovomaltine-Style) sind mindestens so präsent wie der intensive Mango-Geruch des IPA. Auch am Gaumen bleibt das so, die breite Schoko-Aromatik bildet den Kern, Frucht bleibt im Hintergrund, am ehesten denkt man an Johannesbeere und Cranberry.
Letzteres speziell, wenn spät aber doch die Bittere einsetzt. Sie wird aber ausbalanciert durch die Malzigkeit, die nicht mehr die Süße des Antrunks aufweist, aber dem bayrischen IPA ein Trink-Animo verleiht, das in der Kategorie nicht selbstverständlich ist. Anders gesagt, wenn Sie einen Pilsener-Fan ans India Pale Ale heranführen wollen: Fragen Sie Maisel!
Bezugsquelle:
Maisel & Friends, Pale Ale ist um EUR 1,76 (0,33 Liter-Flasche) bei BeerLovers erhältlich, www.beerlovers.at
Das „Citrilla“ und das IPA gibt es um je EUR 7,99 (Sixpack) bei Flaschen-Freund, http://flaschenfreund.de