Er selbst macht zwar nur Grünen Veltliner („und das wird auch so bleiben“), trinkt aber auch anderes. Also wuchs in Laurenz Moser, dem Fünften, die Idee, einmal zu sehen, wie sich seine beiden Topweine im – subjektiven – Test mit weissen Weltweinen schlagen. „Dünnes Eis“, nannte es die Verkostungseinladung, die Österreichs Weinschreiber in seltener Vollzähligkeit um ihr Votum zu 21 verdeckt servierten Weinen bat.
In Summer zeigte vor allem der deutsche Weinbau auf, der längst jenseits vom Riesling spannende Weißweine zu bieten hat. Wer Zugriff zum 2010er „Bienenberg“, einem Weißburgunder von aus Baden, hat, soll sich bitte bevorraten damit – detto mit dem 2012 Weißburgunder „S“ des Rheinhessen-Stars Philipp Wittmann. Deutlich dahinter positionierte sich Frankreich, wobei auch hier im gleichen Preisband (ca. 20 bis 50 Euro) verkostet wurde.
Nach dem Aufdecken findet sich der „Silver Bullet“ auf dem hervorragenden zweiten Platz wieder, der zweite Veltliner, „Charming“ genannt, schrammte knapp an der Top Ten vorbei. Die intensive Marillenfrucht im Duft des „Silver Bullet“ erinnert an die „Heller Wiener Zuckerl“ seligen Angedenkens, dazu gesellen sich Zimt und salziges Butterkaramell. Der Wein vibriert fast vor Spannung: Saftigkeit wie ein Golden Delicious-Apfel, Zitruszeste und feine Würze ergänzen die Aromen eines in sich ruhenden Weines, der schlicht am Punkt zu sein scheint.
Erfreulich für den Veranstalter Laurenz V.: Eine Probe in England ging zumindest für seinen Wein, auch mit dem guten zweiten Platz aus, es lag also nicht an einer etwa auf den „Grünen“ eingetrunkenen Austrojury. Der Sieger sei ebenfalls nicht verschwiegen, zumal es sich um einen Wein handelt, den ich noch vor wenigen Monaten als unfertig und leichtgewichtig neben den großen Chardonnays des Hauses Kollwentz (Tatschler und Gloria) empfunden hatte. Mittlerweile wirkt Andi Kollwentz‘ Chardonnay vom Leithaberg wie mit der Waage ausbalanciert. Mineralität, Kraft, Cremigkeit, Säure, alles ist im idealen Maße da: Kokosstangerl und etwas Sesam im Geruch verweisen auf die oben erwähnten großen Brüder, dazu kommt eine zwischen gelbem Apfel, Marille und Feuerstein angesiedelte Aromatik. Nebenbei war er einer der günstigsten Weine des Klassements – kein schlechtes Ergebnis für Österreich, von wegen dünnes Eis!
Bezugsquelle: Laurenz V. Grüner Veltliner „Silver Bullet“ 2011, EUR 15,99 bei Wein&Co., www.weinco.at, den Siegerwein „Chardonnay vom Leithagebirge“ aus dem Hause Kollwentz gibt es um EUR 18,90 bei Döllerers Weinwelten, www.doellerer.at