Das alte Irland muss man sich als glückliches Land vorstellen. Ein Eichhörnchen konnte die Insel durchqueren, indem es nur von Baum zu Baum hüpfte. Doch dann kamen die Engländer – und das auf der waldreichen Insel musste man die stolzen Eichen bald suchen. Sie befuhren die Weltmeere als Schiffsplanken im Dienste eines fremden Empires. So reduzierten sich die Wälder mit den Eichen, die heute gerade 0,2% des irischen Bestands ausmachen. Und das, obwohl die Stiel-Eiche (Quercus robur)– besser als Deutsche Eiche bekannt – so lange prächtig im Golfstrom-milden Irland wuchs.
Doch es gibt eine Renaissance des „heimischen Holzes“ in der Whiskey-Branche. Die Problematik für die Fassbinder liegt aber darin, nicht einen Baum im richtigen Alter (was bedeutet, zumindest 120 Jahre alte, gerade gewachsene Exemplare zu finden) vorliegen zu haben. Denn der reicht gerade für drei Fässer – oder 1.000 Flaschen Whiskey. Mit einer kleinen Menge an irischen Eichenfässern startete Midleton. Der ultra-rare „Dair Ghaelach” (was nichts Anderes bedeutet als Irische Eiche) erhielt sein Finish in Gebinden, die mit den Nummern der Bäume aus „Grinsell’s Wood“ bezeichnet waren.
Bei Glendalough im County Wicklow hat man nun ebenfalls eine durch und durch irische Abfüllung vorgelegt. Denn auch der Inhalt folgt als „Single Potstill“ dem alten Rezept der Brennereien der „Grünen Insel“. Gemälzte und ungemälzte Gerste werden dabei gemeinsam einer drei-fachen Destillation unterzogen. Dieser weiche und würzige Stil wird für drei Jahre in Ex-Bourbonfässern gelagert, ehe es dann für bis zu 12 Monate in die jungfräulichen Fässern aus Irischer Eiche geht. 130 Jahre waren die zuletzt gefällten Eichen alt, für jeden zu Fässern verarbeiteten Baum wurden sieben neue aufgeforstet. Aus den vier Bäumen konnten so 50 Fässer á 250 Liter (hogsheads) gefertigt werden. Am Ende standen 21.000 Flaschen mit Glendaloughs super-irischer Edition.
Ein kleines Eichenblatt aus Papier trägt am Flaschenhals Infos über den Baum hinter der jeweiligen Charge; die Geschenkhülle spielt mit der Maserung ebenfalls auf die Eichen Eires an. Für den Geschmack sollte man nur wissen, dass diese schneller wachsen als hierzulande und damit auch größere Porigkeit besitzen, wie das Küfer nennen. So kommt es schneller zum Austausch zwischen Holz und Destillat – und mit dieser Info lässt sich der Duft des knapp vierjährigen Single Potstill Irish Whiskeys nachvollziehen.
Der prononcierte Eichenholz-Touch erinnert an erst-befüllte Bourbon-Fässer, wenngleich hier weniger Süße des Destillats mitschwingt. Noch im leeren Glas ist das Fassholz präsent und erinnert an den Geruch von Sägespänen. Doch noch sind wir nicht so weit: Dafür leert der Gewürzkasten gleich einige Laden aus; Muskatblüte, getrockneten Veilchen (!), Piment und sogar ein wenig Safran riecht man nebst den holzig-trockenen Aromen. Der erste Schluck des mit 43% Alk. gefüllten Glendalough bringt einen runden und milchschokoladigem Auftakt mit. Doch beim gefälligen Gaumenauskleider kommt ab der Mitte auch eine ordentliche Dosis Weißer Pfeffer durch. Diese trockene Würze trägt den Whiskey lange und wärmend. Das Holz selbst verfliegt allmählich und lässt wieder viel Gewürze und Malzsüße (Salz-Brezel) zurück. Etwas Kakaopulver und bleiben im Rückaroma. Trotz seiner Jugend funktioniert hier die Kombi aus Pot Still und intensivem Holz sehr gut.
Bezugsquelle:
Glendalough, Single Pot Still Irish Whiskey ist um EUR 45 (0,7 Liter-Flasche) bei Expert24 im Online-Shop erhältlich, www.expert24.com