Wenn man sich an die Folkrock-Band „America“ erinnert, dann aufgrund eines Songs – vor 50 Jahren ging „A horse with no name“ weltweit durch die Decke. DJs können darauf nun anstoßen, denn der gleichnamige Drink ist auch in Österreich angekommen. So weit war der Weg, den das namenlose Pferd zurücklegen musste, auch gar nicht. Seine Heimat ist Stuttgart, auch wenn der Großteil des Destillats (noch) in Kentucky entsteht. Doch zäumen wir das Pferd nicht von hinten auf!
Alexander Stein hat den Gin-Welterfolg Monkey 47 verantwortet. Und nun legt der Schwabe mit einem Produkt nach, das ganz anders ist. Und auch wieder nicht. Ganz parallel legt er das großartige, detailverliebte Marketing an. Nur dass statt verquerem „British humor“ nun die US-Popkultur den Fundus der Bilder und Text-Versatzstücke vorgibt. Westernstädte und Pin Ball-Machines lässt die Kartonverpackung auf einen Blick vorm geistigen Auge erstehen. Das verspielte Design hebt sich definitiv ab im Drinks-Einerlei.
Überraschend ist der Inhalt, zumindest, wenn man die letzten Jahre nicht in den USA war. Dort zählt der „Fireball“ zu einer der Erfolgsgeschichten der jüngeren Spirituosengeschichte, ein Whisky-Likör auf Basis von kanadischem Destillat und Zimt, der ebenso süß wie scharf – in Anlehnung an eine beliebte Süßigkeit – kreiert wurde. Die Amis lieben derlei im Shotglas und A horse with no name legt das ähnlich an. Aber eben mit echtem Chili, respektive einem Destillat davon. 2% macht der in diesem Fall wirklich scharfe Brand aus, der Bourbon aus den Beständen von Pernod-Ricard würzt. Die Chili dahinter wird Freunden des Scharfen einiges sagen, es ist die südkalifornische Red Savina, die Frank Garcia als neue Habanero-Sorte züchtet und schützen ließ. Eine Zeitlang hielt sie den Weltrekord in Sachen Scoville, dem Maß der Chili-Schärfe.
Daraus entsteht ein Destillat im heimatlichen Schwarzwald, das auf lange Sicht mit texanischem Whiskey vermählt werden soll. Der kommt dann aus der Ecke von Fort Worth, wo sich die Firestone & Robertson Distilling Co. der Freunde Leonard Firestone und Troy Robertson befindet. Doch noch geht es um das aktuelle Rezept und das ist für den klassischen Bourbon-Trinker schon ungewöhnlich genug.
Kräftig duftet der 45%-ige Neue im Stall – ein wenig Fenchelsamen, ein Touch Melasse und auch Kokosraspel, dazu satte Schokolade und mit ein wenig Wartezeit auch getrocknete Chili. Der Kostschluck wiederum liegt anfangs nah am Whiskey mit seiner malzig-süßen Art, erst allmählich geht aus dem üblichen Pfeffer-Biss eine schärfere und leicht säurigere Gangart hervor – das ist Chili, wenn auch fein dosiert. Sehr wärmend im Nachhall, blitzt auch etwas Minze auf. Dieser grüne Chili-Touch mag pur vielleicht manchen überfordern, er ist aber der Schlüssel zu Mix-Getränken mit dem HWNN. Ohne es zu weit treiben zu wollen, schauten wir mal, was simples Cola und ein Quetsch Zitrone daraus macht.
Der Filler hebt in der Sekunde die Chili-Noten und neutralisiert die Cola-Süße angenehm. Auch wer gerne einen „Mule“ mit ordentlich Ingwer-Schärfe mag, kann den nun mit einem Whiskey – nicht die übliche Spirituosenwahl dafür – mixen. Und auch als „Paloma“ geht sich das aus. In vielen Sätteln gerecht, könnte man zu dem namenslosen Pferd auch sagen, wenn es ums Mixen geht.
Bezugsquelle:
The Horse’s Spirit Company, „A Horse with no Name” kostet EUR 39,90 (0,5 Liter-Flasche) im Online-Shop von Weisshaus, www.weisshaus.at