Die Geschichte des Hopfenanbaus in Österreich erzählt von Verlusten. Das Verbot durch die NS-Obrigkeit hat der alten Kulturpflanze den Todesstoß versetzt. Darüber könnten die Ewiggestrigen mal mit dem Krügel in der Hand diskutieren. Denn ohne die wenigen neu angelegten Hopfengärten (es heißt nie „Feld“), die etwa der jüngst verstorbene Zwettler Brauer Karl Schwarz sen. im Waldviertel initiierte, schauerte es außerhalb der Steiermark und dem Mühlviertel schlecht aus in Sachen Dolden. Das sei vorausgeschickt, damit man ermessen kann, wie selten Brauerei-eigene Hopfenpflanzungen hierzulande sind.
In Obertrum hat man solche zur Hand und zelebriert auch alljährlich das Fest der Hopfenernte mit der Bevölkerung. Der Vorteil der kurzen Wege: Es kommt zu wenig Verlust der aromatischen Qualität. Denn die ätherischen Öle sind es, die dem Bier die Bittere und den Geschmack geben. Sie gehen verloren, je länger der Hopfen auf die Trocknung – heute sind Pellets der Standard für die meisten Brauer – warten muss. Hopfen vor der Haustür minimiert die Oxidation und so wird nunmehr auch mit frischem Hopfen gebraut bei Josef Sigls Trumer.
Grünhopfung nennt sich dieser Vorgang, der selten geworden ist, und Trumer-Braumeister Felix Bussler verarbeitet den Hopfen direkt und der naheliegende Namen „Hopfenernte“ kennzeichnet das Bier mit dem Eigen-Hopfenanteil. Damit nicht genug, wird es im Lagertank trockengehopft (oder: hopfengestopft); die weitere Hopfengabe im kalten Bier erfolgt mit dem Aroma-Hopfen Cascade.
Die blumigen Aromen, die er mit bringt, sollen aber nicht den Eindruck eines leichten Pils‘ bewirken – denn immerhin 7,5% Alkohol bringt die Hopfenernte mit. Der Duft nach Zitrusfrüchten, besonders: Orangen, etwas Marille und Bohnensprossen wird von der deutlichen Hopfennote überlagert, die weniger an getrocknete Dolden, denn an Öl denken lassen. Auch am Gaumen ist ein cremiger Eindruck vorherrschend, ehe die Malznote an Fahrt aufnimmt.
Sie sorgt vorneweg schon für ein Gegengewicht zu den nunmehr einsetzenden Hopfen-Festspielen. Auf einen fruchtigen Akkord (wieder Orange) meldet sich nämlich die Bittere, die lange anhält. Für feine Geschmacksnerven ist hier deutlich der Einfluss des frischen Hopfens zu merken: Die trockene Bittere erinnert mit ihrer leichten Erdigkeit eher an Artischocken. Der beißende Nachklang vieler Hopfen-satter India Pale Ales (IPA) wird in Obertrum zugunsten einer angenehmen, appetitanregenden Bitterkeit abgelehnt. Erwähnenswert, wenn schon der Hopfen Namensgeber dieser Spezialität ist, bleibt der Malzkörper, der sich dezent gegen den aromatischen Druck der beiden Hopfensorten stemmt: Sicher nicht der klassische Geschmack von Pils-Liebhabern, aber ein balanciertes Bier für viele Gelegenheiten, das wieder einmal ein Plädoyer für die Verwendung traditioneller Hopfensorten darstellt – so es sie eben noch gibt in Österreich.
Bezugsquelle:
Trumer, „Hopfenernte“ ist um EUR 2,77 (0,33 Liter-Flasche) bei BeerLovers erhältlich, www.beerlovers.at