Mit dem arbeiten, was da ist. 2014 fiel das vielen Winzern schwer. Zu verregnet, zu schlank und teils zu unreif waren die Trauben. Dass man diesem Jahr noch bemerkenswerte Rotweine abgewinnen kann, überrascht. Man muss dazu aber viel wissen. Und im Geschäft ist Walter Kirnbauer schon lange, mit Sohn Markus als Betriebsführer hat er aber jemanden, der die Toasting-Experimente mit diversen Fässern genauso schätzt wie er selbst. Und das Händchen für das Holz ist die erste Auffälligkeit bei den 2014ern, die schon fast von einem neuen, wenn auch nur temporären Hausstil sprechen lassen.
Vorweg kommt eine kleine Hürde, die der Zweigelt Reserve Girmer 2014 aufbaut – natürlich aus Eichenholz. Der Anteil neuer Holzfässer aus dem eigenen Wald der Winzer ist zu riechen, momentan ist Leder und Nougat im Geruch noch stärker als die Frucht. Das kann man störend finden. Wenn man ein Depp ist. Und nicht den Wein in seiner Gesamtheit kostet. Dann wird aus dem kräftigen Geruch der Girmer Eiche nämlich eine echte Pointe, denn sie umhüllte einen Wein, den man vermutlich als sanftesten Zweigelt der Kirnbauers ever bezeichnen könnte. Schlank und elegant wie ein Pinot Noir zeigt sich der nämlich im Mundgefühl. Die Säure und die helle rote Frucht, weit ab vom schweren Zwetschken-Aroma, verstärken diese Analogie und machen den 2014er zu einem sommerlichen Roten, den man gern auch kühlen darf – mit seinem Holzfass-Odeur wird man sich schon noch anfreunden mit der Zeit.
Dass diese Handschrift kein Einzelfall, keine Zweigelt-Operation allein, darstellt, zeigt der zweite Wein. Er stammt von der Paradesorte Blaufränkisch und der Toplage Goldberg. Die Reserve 2014 hat mit einer satten Vanille-Note, die die dunklen Beeren-Töne begleitet, auch wieder eine holzgeprägte Nase zu bieten. Doch auch hier wird es sanft am Gaumen, dem Brombeer-Duft folgt Erdbeer-Zartheit, könnte man etwas platt sagen. Sauerkirsche und ein fast cremiges Finish zeigen auch hier eine Leichtigkeit, die man der in der Jugend oft massiven Goldberg Reserve nicht zugetraut hätte. Der Vorteil, selbst wenn einem das als Kirnbauer-Fan „zu wenig“ Wein sein sollte: Der 2014 ist schon sehr zugänglich, was die Freude an der neuen Zartheit noch früher erlaubt.
Aber keine Angst. 2015, das zeigt das Fassmuster vom „Phantom“, ist wieder alles beim Alten: Körperreiche, fruchtbetonte Weine mit Holzunterstützung für ein langes Leben zeichnen das Jahr aus, wenn man nach diesem Flaggschiff geht. Doch der Umkehrschluss – schnell den 2014er wegtrinken! – gilt nicht. Denn auch die Weine des schwachen Jahres werden sich erst langsam öffnen, vor allem der Blaufränkisch „Goldberg Reserve“.
Bezugsquelle:
K+K Kirnbauer, Zweigelt Reserve „Girmer“ 2014 ist um EUR 16 erhältlich, der Blaufränkisch „Goldberg Reserve“ um EUR 19, beide ab Hof, www.phantom.at