Das Wiener Donauinsel-Fest hatte diesen Sommer nicht nur einige Musik-Premieren zu bieten. Auch ein Insel-Bier gab es heuer erstmalig. Das BrauWerk Ottakring hatte die Neuheit als Brut IPA eingebraut. Das heißt zunächst mal: Knochentrocken, wie Michael Neureiter aus dem 16. Hieb versichert.
Und das merkt man auch schon beim ersten Schnuppern: Säurige Noten von Rotklee, Grapefruit und Sauerampfer legen sich über eine Grundierung aus hellem Getreide. Cornflakes treffen auf Zitrusfrüchte, könnte man sagen.
Im Mund schiebt eine rezente Kohlensäure an, der Malzkörper beschränkt sich auf ein Minimum, hier wurde jede Süße quasi ausgetrieben. Der Exorzist dazu ist ein Pils-frischer Hopfen, der zu den Zitrusnoten auch Noten von Zitronenmelisse und Kardamom mitbringt. Das von Fruchtkitsch und Exotik-Schminke vieler India Pale Ales (IPA) freie Ottakringer Inselbier bringt dennoch eine ordentliche Fruchtigkeit mit – und das ist das wahre Kunststück dieses mit 6,6% Alkohol nicht ganz leichten Gebräus.
Denn eine spitze Säure fehlt trotz der betonten Trockenheit, die Frucht ist kühl und erinnert neben den erwähnten Agrumen an Kaktusfeige und Karambolen (Stern-Frucht).
Kurz: Wäre das Inselbier ein Wein, dann der nussig-kühle Weißburgunder und nicht der bananig-üppige Chardonnay. Aber das „High and Dry“ ist eben auch kein Wein, sondern ein knochentrockenes IPA, bei dem der Aromahopfen herrlich gebändigt wurde. Ab dem mittleren Gaumen sorgt er für den herben Charakter, es hängt aber keine Bittere nach. Dafür setzt es ein feines, herbsäuerliches Finish wie englische thick cut Orangenmarmelade auf einem Frühstückstoast. So wird eine sommerlicher Durstlöscher draus, der alle Radler-Verächter glücklich macht und IPA-Freunde auch nicht unterfordert.
Bezugsquelle:
Ottakringer BrauWerk, „High & Dry“ ist im Zwölferpack (á 0,33 Liter) um EUR 32,99 beim Austria Supermarket online erhältlich, www.austriansupermarket.com