Das größte Cognac-Haus beschenkt sich 2015 selbst: Den Dienst hatte der irische Offizier Richard Hennessy Anno 1765 schon länger quittiert, aber in diesem Jahr startete er mit der Cognac-Produktion. Ergo feiert die Maison Hennessy, Teil des Louis Vuitton-Konzerns LVMH (hier stellen sie das „H“), in der Charente heuer das 250-jährige Bestehen. Zum Mitfeiern schöpfte man aus dem Vollen und ließ 250 Eaux-de-vies zum Jubiläumsblend vermählen. Damit nicht genug der Zahlenspielerei, auch die normaler Weise in 270 Liter-Fässern reifenden Weinbrände wurden für den „Hennessy 250 Collector Blend“ in Gebinden zu 250 Litern gelagert.
Der Geigen-förmige Flakon mit der silbernen Kapsel stammt von Stéphanie Balini, der Inhalt von aktuellen Master-Blender Yann Fillioux. „Seit 2010 arbeitete er an dieser Edition“, verrät Brand Ambassador Martina Illek. Meister Fillioux, auch schon 50 Jahre im Geschäft, erstellte einen äußerst zugänglichen Jubiläumsbrand: Nüsse und Schokowaffeln – man kann ruhig sagen: Manner-Schnitten – sind die ersten Eindrücke in der Nase, dazu kommen getrocknete Orangen, Tellicherry-Pfeffer und Safran im Duft. Läßt man das Glas ein wenig stehen, wird der Geruch immer dunkler, aus den Haselnuss-Noten werden dann auch die kräftigeren schwarzen Nüsse.
Am Gaumen wirkt der Cognac seidig und bringt wieder eine satte Ladung Haselnuss mit, auch etwas Bittermandel (wie bei den Amarettini-Keksen) ist dabei, ehe im Finish eine zarte, aber persistente Pfeffrigkeit einsetzt. Der „nussige“ Jubiläumsblend bleibt lange haften ohne dabei je aufzudrehen oder alkoholisch zu wirken. Das Hauswappen der Hennessy, der mit der Axt bewehrte Arm (bras armé), soll nicht in die Irre führen – zum Jubiläum führt man die feine Klinge.
Extra alte Bitter-Schoko zum Rauch: Der X.O
Da wir am Preis des Collector Blend doch zu kiefeln haben, hier noch eine Alternative, für die die Bezeichnung klassisch mehr als zutrifft. Denn der Hennessy X.O stammt vom Erfinder dieser Qualitätsangabe. Eigentlich wollte Maurice Hennessy 1870 nur für seine Freunde mit dem „extra old“ am Label, eben X.O, eine Orientierungshilfe schaffen. Die zumindest 12 Jahre gereiften Blends stehen dabei für einen voluminösen und komplexen Stil. Was das genau heißt, lässt sich nachkosten.
Sie hat dir einen billigen Cognac gegeben. Ich trinke immer Hennessy.
Werd’s mir merken, Papa!
Joseph Roth, „Radetzkymarsch“ (1932)
Im Gegensatz zum „nussigen“ Jubiläumsblend ist der X.O ganz auf der schokoladigen Seite zu Hause. Um präzise zu sein: Bitterschoko pur prägt den Duft, dazu kommt eine zarte rauchige Komponente. In diesem dunklen Duftdickicht versteckt sich die Frucht der Ugni Blanc-Trauben fast. Roter Apfel und Hibiskusblüte merkt man nach einiger Zeit.
Kräftig ist der X.O auch am Gaumen, wo beim Collector Blend Seide den Gaumen auskleidete, ist es hier Samt, schwer und fast ölig ist das Mundgefühl. Zum schokoladigen Kern gesellen sich Walnuss-Aromen, aber auch eine bittere Orange, die gegen Ende mit Schwarztee an „Earl Grey“ erinnert, aber auch nochmal die Nuss-Noten aufblitzen lässt. Ein nahezu idealer Zigarren-Brand, den es auch in der Halbflasche gibt!
Bezugsquelle:
Hennessy, „250 Collector Blend“, ist um EUR 549 (0,7 Liter-Flasche), der „X.O“ in der Halbflasche um EUR 139,90 (0,35 Liter) bei Meinl am Graben und im Online-Shop erhältlich, www.meinlamgraben.at/Online-Store