Als junger Bui hat er 1992 den elterlichen Betrieb übernommen und etwas Lausbübisches hat der Golser Winzer Günter Horvath immer noch. Allerdings ist er in der Riesengemeinde zwischen Rotwein-Verschleudern und den „big names“ immer noch ein mittelständischer Geheimtipp. Wenn er von Fass zu Fass turnt und mit dem Weinheber Proben eingießt, schwingt ein Hauch Weinnostalgie in der Unteren Hauptstraße mit. Dabei hat sich seine Qualitätsphilosphie über die Jahre noch mehr verfeinert. Man könnte auch sagen, die wenigen Weine, meist von hiesigen Toplagen wie dem Gabarinza oder dem Altenberg, sind noch markanter geworden. Wir schreiben das hier hin, weil wir alle Jahr mal von seinen Roten kosten, dann aber immer mit Begeisterung.
Diesmal schwang ein wenig Wehmut mit, denn ausgerechnet den klaren Lieblingswein von seinem Auftritt bei der Rotweingala des Magazins Falstaff wird es zum letzten Mal so geben. Der auch hausintern wertigste Wein aus 80% Merlot und 20% Cabernet Sauvignon namens Altenberg Reserve endet mit dem Jahrgang 2012. „Ich bin mit dem Cabernet-Anteil immer mehr zurück gegangen. Ab 2013 gibt es nur mehr reinsortigen Merlot“, gibt es kein Zurück nach dem Roden des „Cab“. Wie zum Trotz ergab aber gerade das Jahr 2012, mit 36 Monaten Reifung, davon zwei Jahre im Barrique, ist das der aktuell verfügbare Jahrgang, Großes. Denn der Cabernet sorgt nicht nur für die Jugendlichkeit dieses an sich mächtigen Weines (neues Fassholz und 14,5 Volumsprozente), er gibt dem Merlot auch eine elegantere Note mit.
In der Nase findet sich außer Schokolade nur eine nicht näher zu bestimmende dunkle Beerenfrucht, am Gaumen zeigt sich dann Brombeere, aber auch der unverkennbare Cassis-Ton des Cabernet. Vollreif und saftig sind diese Johannesbeeren, sie sorgen für eine kühle Fruchtnote, wie man sie selten bei den meist mit wärmenden Eindrücken verbundenen schwarzen Beeren findet. Diese Note verdankt sich nicht unwesentlich dem Cabernet, zumal er ab dem mittleren Gaumen auch klar in seiner Würzigkeit durchkommt. Was an sich schon etwas heißt angesichts der lang und intensiv einwirkenden Fassaromen.
Würde man Wein Trotzreaktionen zugestehen, dann ist der 2012er Cabernet-Anteil ein dreijähriger Junge mit verschränkten Armen und roten Wangen, der mitten im Zimmer sitzt und vom Boden aus ruft: Spiel mit mir! Das wird Günter Horvath zwar nicht mehr tun, weil er es mangels Cabernet-Reben nicht mehr kann. Aber wir können uns diesen außergewöhnlichen Roten sichern. Und dann im Winter 2017 schauen, ob der reinsortige Merlot 2013 auch so genial ausfällt wie seine Majestät „Altenberg, der Letzte“ – sein Vorgänger aus 2012.
Bezugsquelle:
Weingut Horvath, Cuvée „Altenberg Reserve“ 2012, ist um EUR 20 ab Hof erhältlich, www.weingut-horvath.at