Mit dem Kuss der Haselnuss – so steht es seit drei Jahren auf der Schnapsflasche. Als Shooting Star bezeichnet ihn Geschäftsführer Oliver Dombrowski aber erst diesen Herbst. Der 33%-ige Haselnuss-Geist der seit 1920 bestehenden Destillerie Bauer in der Grazer der Prankergasse 29 ist das Produkt, das ihm neben dem „Zirben-Zauber“ aktuell die meiste Freude macht. Bei letzterem liegt das an der überreichen Zapfenernte, die Winzer und Obstbauern erblassen lässt, beim Nusserl an den Verkäufen.
Die Geschichte seiner Herstellung – „übrig gebliebene Manner-Schnitten pressen wir aus“ – ist zwar nur ein Scherz, doch zur Nase fällt einem wenig anderes ein als die Wiener Gebäckspezialität. Wenn man schon was hinschreiben soll, dann vielleicht noch Weichkaramell, doch die Haselnuss bleibt unverkennbar. Am Gaumen wandelt sich das Bild zu einer überraschend vielschichtigen Spirituose: Viskos im Mundgefühl und anfangs mit zart pfeffriger Note, braucht die Nuss scheinbar, um auf Touren zu kommen. Erst allmählich wird es nussiger, ab der Mitte dominiert die Haselnuss, doch es kommt noch mehr. Denn jetzt ist Alko-Time („die 33% darf man ruhig merken“, meint Oliver Dombrowski); der Abgang ist von leichter Schärfe und entsprechend lange. Das hätte man angesichts des Schnitten-Geruchs nicht vermutet.
Wann aber braucht man einen Haselnussgeist pur? Wenn Damen in der Runde sind, aber kein Likör im Haus – wäre ein Beispiel für eine Nutzanwendung als Shot. Dass er auch im Cocktail gute Figur macht, zeigte in Graz der als „Newcomer-Bartender 2015“ vom Trinkprotokoll-Magazin-Freund Mixology nominierte Ben Koch. Er servierte ein Zigarrenkistchen mit kokelndem Kirschtabak und einem Fläschchen seines „Secret Fall“ darinnen. Der Drink kombiniert die beiden bei Bauer abgefüllten Produkte Jägermeister und Haselnuss-Geist, süß ist dabei aber gar nichts.
Secret Fall
(Ben Koch, Ebert’s Cocktailbar, Wien)
4 cl Jägermeister
1 cl Bauer Haselnuss
1 cl weisser Portwein
1,5 cl Tawny Port
1 Spritzer Angostura Bitter
1 Spritzer Orange Bitter
Ben bereitet den Drink mit Werfen (auch Rolling genannte Technik aus Spanien) zu, er gießt also die Mischung von einem Shaker in den Anderen. Das sieht nicht nur nett aus, es bringt auch mehr Luft in den Drink, was vor allem den weinigen Zutaten gut tut, sie können „atmen“. Das Ergebnis lässt sich aber auch im Rührglas erzielen. In jedem Fall hat man am Ende einen recht kräftigen (drei Liköre und Weine, aber hallo!) Pre-Dinner-Cocktail.
Bezugsquelle:
Destillerie Bauer, „Haselnuss“ ist um EUR 18 (Liter-Flasche) bzw. EUR 15 (0,7 Liter) bei der Destillerie erhältlich, www.bauerspirits.at