Die „Grand Series“ von Glenfiddich hat eine 13-jährige Tradition, die aber aus der Not geboren wurde. Denn zwei Gründe machten es einst notwendig, den Whisky der Speyside-Brennerei, der im Rum-Fass nachreifte, umzubenennen. „Havana Reserve“ klang zwar sehr gut. Aber weder das US-Embargo, noch der Einstieg von William Grant & Sons Konkurrent Pernod-Ricard bei „Havana Club“, ließen den Namen weiter opportun erscheinen.
So erfuhr der seit 2002 gefüllte Single Malt – heute eine gesuchte Rarität! – eine Wiedergeburt. Zugleich markierte der nunmehr „Gran Reserva“ genannte und 21 Jahre gereifte Whisky (Launch: 2012) den Start einer neuen Serie.
Dass Prinzip der limitierten Nachreifung von Jahrzehnte alten Single Malts machte Glenfiddich zur Basis der „Grand Series“. Diese Vorgeschichte erzählte Markenbotschafter Struan Grant Ralph bei seinem Wien-Besuch nicht nur: In Juan Amadors mit drei Michelin-Sternen gekrönten Restaurant hatte er auch vier dieser Raritäten mitgebracht. Darunter befand sich auch der „Grand cru“, der in Fässern aus der Champagne gefinished wurde (hier von uns bereits vorgestellt).
Ein weiterer Leckerbissen im Amador war dabei der „Grand Couronne“. Erstens begleitete der im Cognac-Fass nachgereifte „26 years old“ das grandiose Wagyu mit Erdäpfel-Tarte-Tatin und Périgord-Trüffel bestens. Zweitens aber ließ dieser Glenfiddich den Cognac-Ton schön durchschimmern. „Durch Corona wurde das Finish länger als geplant“, gab Struan Grant Ralph eine Insider-Info preis – am Ende waren es zwei Jahre anstelle der üblichen sechs Monate. Erneut faszinierten Trauben-Nuss-Schokolade und leichter Holzrauch, den wir schon beim ersten Verkosten (hier) festhielten.
Lediglich der bisher älteste Whisky der Reihe, der „Grand Yozakura 29 years“ blieb bei der Verkostung ausgespart. Der in Fässern mit Awamori, Okinawas Traditionsspirituose, nachgereifte Single Malt war für Österreich nie verfügbar gewesen. Das sieht beim neuen Methusalem aus der „Grand“-Familie aber anders aus. Er feierte in Wien-Grinzing seine Austro-Premiere. Und setzte auf der technischen Seite neue Maßstäbe. 31 Jahre durfte der Neue nämlich in Dufftowns Warehouses reifen.
Wenn das schon beeindruckt, dann ist die Dauer des Finishs noch bemerkenswerter. Neun Jahre lagerte der Getreidebrand in Rotwein-Fässern „eines nicht kommunizierten“ Bordeaux-Hauses. Das erklärt den Namen des „Grand Château 31 years“ ebenso wie die Verpackung. Sie zitiert die alte Stoffmalerei, die man von Bettwäsche, vor allem aber Geschirrtüchern, aus Frankreich kennt: „Toile-de-Jouy“ heißt dieser Stil. Er unterstreicht die Hommage, die Malt Master Brian Kinsmans für die Rotwein-Region im Südwesten kreiert hat.
Ein wunderbarer Kupferschimmer zeigt die lange Rotwein-Fassreifung bereits im Glas an. Die erste Nase bringt Dörrzwetschke und Gewürz-Schokolade mit. Ein leichte Säure und frischer Steinpilz-Geruch tragen gemeinsam mit Haselnuss-Kipferl-Duft zur aromatischen Komplexität des „31 years“ bei.
Auch am Gaumen regiert ein breites Spektrum: Die feine Süße von Orangenfruchtfleisch wird von einem leichten Rauch und Nuss-Öl begleitet. Strukturell fällt die gewaltige Länge des mit 47,6% vol gefüllten Single Malts aus Dufftown auf. Im Finale sind dunkle Schokolade und erneut ein Alzerl Tabak zu spüren. Doch die Nuancen erschließen sich hier mit jeder Minute neu.
So dauert es z. B. lange, bis man eine ordentliche Prise Malabar-Pfeffer wahrnimmt. Lässt man den „Grand Château“ atmen, gesellt sich auch ein Hauch getrocknete Weichsel hinzu. Ein überaus reichhaltiger – nicht nur der Umami-Noten wegen! – Schluck Whisky, der sich eindeutig an Kenner richtet!
Bezugsquelle:
Glenfiddich, „Grand Château 31 years“ ist in sehr limitierter Menge zu EUR 1.799,- erhältlich, etwa bei der Spirituosenwelt, www.spirituosenwelt.at