Einerseits ist es echter Weinadel, der hinter dem Weingut Sepp Moser steht, andrerseits gibt es das Haus erst seit 1987. Die damalige Neugründung durch einen der Söhne des legendären Lenz Moser, eben den namensgebenden Sepp, leitet heute Nikolaus „Niki“ Moser. Er stellte rasch auf Biodynamie um und sorgte vor allem für seinen Verzicht auf Schwefel im „Minimal“ für gewisses Aufsehen. Doch nicht um diese minimal-invasiven Weine geht es heute, sondern um zwei völlig verschiedene Weine aus der Kremstaler Paraderiede Gebling. Diese hatte Niki Moser bei seinem Gastspiel am Kärntner Weissensee mit und sie begleiteten ein Menü bei Kerzenschein auf der Naggler Alm.
Drei Gemeinden haben Anteil am Gebling, der 50 Hektar großen Lage, aus denen beide Weine stammen, um die es diesmal geht. „Eher auf der frischen Seite und in keinem Fall holz-belastet“, sei der Chardonnay, charakterisiert ihn Moser beim Einschenken. Die Nase driftet in Richtung Tropenfrüchte, vor allem zarte Ananas und eine Spur Ingwer schälen sich als klare Aromen heraus. Am Gaumen zeigt sich der 2013er Gebling dann recht knackig und erfrischend; gelber Apfel, der zwischen Saftigkeit und einem leicht hantigen Gerbstoff-Ton oszilliert, prägt den Geschmack, aber auch Alpenkräuter sind zu merken.
Die Kräuter-Assoziation scheint gar nicht so weit hergeholt; „es gibt viel Flora dort“, so Moser, „immer wieder klettern BOKU-Botaniker dort herum“. Von den zehn Hektar, die Moser an der Lage Gebling hält, machen gut die Hälfte Böschungen aus. Im Finish – und damit zurück zum Chardonnay – gibt es noch einen leichten Bitterton, der Lust auf den nächsten Schluck macht.
Die Antithese dazu stellt der Grüne Veltliner dar, den Moser mitgebracht hat. Auf den Tisch kommt der Gebling 2010, ein Jahrgang, von dem selbst im Moser-Atriumhaus in Rohrendorf nur Restflaschen aufbewahrt werden.Wer ihn noch hat, soll jetzt also entweder aufmerksam weiterlesen oder ihn besser gleich selbst entkorken!
Denn siehe da, der viel gescholtene Jahrgang – vor 2014 war 2010 das letzte „schlechte“ Weißweinjahr – hat sich großartig gehalten. Ein leichter Oxidationston hält sich gerade zehn Sekunden, dann bricht es förmlich heraus aus dem Glas: Üppige Honigtöne, pochierte Birnen, aber auch ein würzig scharfer, an frisch gerissenen Kren erinnernder Ton ist da. Der erste Schluck macht deutlich, warum dem Gebling eine ausgeprägte Mineralik nachgesagt wird: Zum Boden-Ton gesellt sich Grapefruitzeste, Golden Delicious, aber auch wieder Birne und Ananas. Prickelnd und frisch, anders kann man die erste Hälfte dieses reifen Schauspiels nicht beschreiben, der Rest ist ein gerbstoffiger Anteil mit Tiefgang, der den 2010er zu einer weiteren Werbung für das Reifen der Weißen (und dem längerfristigen Kosten „abgeschriebener“ Jahrgänge) macht.
Das schönste Kompliment macht dem Wein aber die Juniorchefin der Farbenfirma Hübner aus Spittal/Millstätter See: „Ich dachte immer, Weißweine sollen nach maximal zwei Jahren getrunken werden“. Überzeugungsarbeit im Glas, guten Job gemacht, Herr Moser!
Bezugsquelle:
Sepp Moser, Chardonnay „Gebling“ kostet ab Hof EUR 14; der Grüne Veltliner „Gebling“ 2010 ist leider nur mehr in Vinotheken zu finden , der aktuelle Jahrgang 2013 ist um EUR 14 ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, www.sepp-moser.at