Nach wie vor ist das Champagner-Haus Roederer in Familienbesitz. Mit einem Facelifting für die Verpackung hat man dem Traditionsnamen ein moderneres „Gehäuse“ verpaßt. Konkret sind es viele kleine Blüten, die über den Karton regnen und – Überraschung auch! – eine Champagnerflasche ergeben.
Die Einstiegscuvée und somit der kleine Bruder des weltbekannten „Cristal“ stellt der Roederer Brut Premier dar. Aus Pinot Noir (40%), Pinot Meunier (20%) und Chardonnay (40%) geblendet, kommt die „weinige Charakteristik“, die Kellermeister Jean-Baptiste Lécaillon an seinem Produkt lobt, immer wieder durch. Mal ist es die Mineralik, die kurz aufblitzt, mal die dem Pinot geschuldete Weinnote, wenn man das Glas länger stehen läßt. Die Nase lässt die Champagner-typische Hefenote vermissen (so man sie denn braucht), dafür gibt es eine Menge Zitrusakkorde zu erschnuppern, speziell gelbe Grapefruits kommen durch. Auch Golden Delicious-Apfel, der mit der Zeit immer deutlicher wird, und ein Hauch von Birne ist dabei.
Im Mund entwickelt der Roederer einen beachtlichen Druck, die Perlage verleitet einen immer wieder zu einem Blick ins Glas. Wie bei einer aufgelösten Brausetablette zischen die Perlen-Schnüre herum.
Doch der Champagner ist kein reiner Schäumer, hinter der kräftigen Kohlensäure verbirgt sich auch eine feine Aromatik, die durch intensive Ananas-Noten und einen Touch von Orangenschale gekennzeichnet wird. Auch die Cremigkeit, fast überdeckt vom Ungestüm des frisch eingeschenkten Roederers, kommt mit der Zeit durch, doch die sauer-fruchtigen Noten überwiegen in Summe. Ein frischer Champagner, der auch jene begeistern dürfte, denen die Brioche-Hefe-Fraktion nie geschmeckt hat.
Crispy, würde der Engländer sagen.
Bezugsquelle:
Louis Roederer, Brut Premier, ist um EUR 49,99 bei Wein & Co erhältlich, www.weinco.at