Des Österreichers Bild von italienischem Weißwein ist ein wenig verzerrt. Denn der Adria-Urlauber, egal ob Triest-Nostalgiker oder Hausmeister-Strand-Lieger, trinkt abends Wein aus dem Friaul. Und da hat man auch Frische zu bieten, mit der sich der Rest des Landes (Südtirol einmal ausgenommen beim Pauschalurteil) oft müht, wenn es um weisse Sorten geht. Das klassische Angebot des Friauls passt aber zum Sommer, den Muscheln und Scampi. Nur: Die Einlager-Empfehlung braucht man für die meisten Pinot Grigios, Friulanos und Co. auch nicht aussprechen. Wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel und eine solche, die den Vergleich mit Lagenweinen etwas nördlicher locker aushalten, war immer Vie de Romans. Aus Mariano del Friuli kamen immer schon einige der besten Sauvignons Italiens und das heißt solche, die nicht den Hauch von grüner Aromatik (Stachelbeere, grüner Paprika oder brutaler: Pipi de chat) aufweisen.
Dieser Tropen-fruchtige Stil, begleitet von Säure, den in den letzten Jahren immer mehr Winzer aufgreifen, hat sie zum begehrten Objekt der Sommeliers gemacht, im freien Handel oder Vinotheken sind die eleganten Vie de Romans-Etiketten eher selten zu finden. Dabei haben die Friulaner in den letzten Jahren einen noch selteneren Wein gekeltert (3.000 Flaschen gibt es davon), der noch mehr zeigt, welche Meisterschaft bei weißen Sorten man in Mariano besitzt.
Vor allem die Chardonnays stellen eine Ehrenrettung für diese oft im Fass zu kräftigem Vanille-Safterl getrimmte Sorte dar. 2014 war ähnlich wie in Österreich auch im Friaul schwierig, wobei man in punkto Burgunder hier die Wahl hat. Greift man zum eher grün-pfeffrig angelegten Chardonnay „Vie de Romans“, der mit seinen 14,5% noch einige Lagerzeit braucht, oder bevorzugt man den mehr dem Haus-Stil besserer Jahrgänge entsprechenden „Ciampagnis Vieris“? Der hat auch 2014 die Tropenfrucht schon im Geruch zu bieten, ein wenig Karamell ist auch dabei. Vor allem aber steht hier schon jetzt die wunderbare Maracuja-Note zur Verfügung, die gemeinsam mit einer überaus saftigen Art, den Kostschluck prägt. Dafür liebt man die Weine von Vie de Romans und mit dem günstigeren der beiden Chardonnays macht man die Freunde dieses Fruchtcharmes auch im regnerischen 2014 glücklich.
Ähnlich geht es bei der Paradesorte zu: Italienische Sauvignon-Klone stehen in der Riede Piere, während der hierzulande bekanntere Vieris auf französischen Reben aufbaut. Lebendiger – mit einem von grünen Kräutern und Kiwi geprägten Duft – fällt 2014 der Piere aus, wobei der kühle Jahrgang dem Sauvignon Vieris nicht entgegen kam. Diesen Top-Wein haben wir tiefgründiger in Erinnerung; Kiwi und zarte Vanille-Noten und eine insgesamt ruhigere Art als etwa beim 2012er lassen uns hier ohne Empfehlung zurück.
Dut’un: Intensives Liebesspiel von Chardo und Sauvignon
Dafür zeigt ein anderen Wein grandios auf, er stammt aber auch aus dem Jahr 2013. Es ist der eingangs schon erwähnte rare Wein. Dieser heißt „Dut’un“ und verbindet Sauvignon Blanc aus der Vieris mit Chardonnay. Eine ungewöhnliche Kombination der breitschultrigen Burgundersorte mit dem in der Regel deutlich frischeren Sauvignon macht grundsätzlich neugierig. Aber man kann vorweg nehmen: Dieser – nicht ganz billige – Wein bringt das Beste aus beiden Rebsorten zusammen. Im Duft spielen beide ihre Charakteristika aus, Cassis, die Signatur des Sauvignons, ist da, aber auch eine Butterkarmell-Note, die man dem Chardonnay zuschreiben kann. Saftig, mit einer wieder an schwarze Johannesbeere erinnernden Frucht, beginnt der Dut’un des Jahrgangs 2013. Kurz ist die Intensität dieser Frucht so hoch, dass man „Grether’s Pastille“ ausruft, denn an den Begleiter im Metalldöschen von Langstrecken-Autofahrern denkt man bei solcher Beeren-Wucht.
Wo bleibt der Chardonnay? Der meldet sich in Form einer fast überreifen Cavaillon-Melone und tropischen Noten wie Papaya. Vor allem aber sollte man bei diesem Spiel der zu gleichen Teilen in der Cuvée präsenten Sorten aber nicht vergessen, wie lange diese Eindrücke währen. Denn der Wein bleibt lange haften, so viel an Extrakt und Druck ist hier vorhanden. Wenn es nur mehr davon gäbe…
Bezugsquelle:
Vie de Romans, Chardonnay „Vie di Romans“ 2014 ist um EUR 28, der Chardonnay „Ciampagnis Vieris“ um EUR 23 erhältlich, der Sauvignon „Vieris“ 2014 kostet EUR 28 und die CH/SB-Cuvée „Dut’un“ ist um EUR 43 erhältlich, alle bei Gottardi & Partner, www.gottardi-partner.at