Die Franciacorta stellt eines der gelobten Lande für Schaumwein-Freunde dar. Statt zuckrigen Sprudelwässern regiert hier Präzision und eine gewisse Strenge. Zwischen Brescia und dem Iseo-See sind die Steine echte „Mineralbomben“, die den Weinen Kraft, Volumen, Eleganz und Langlebigkeit schenken. Ein Beispiel, mit dem man den Gebietsstil für sich selbst erschließen kann, stellt der „EBB“ aus dem Hause Mosnel dar.
Die drei Großbuchstaben am Etikett stehen dabei nicht für Extra Brut, sondern für die Initialen von Emanuela Barzanò Barboglio, der Begründerin der Modernisierung des Guts. 1954 übernahm die tatkräftige Dame die Zügel in Camignone. 1990 gehörte Emanuela Barboglio dann zu den Gründungsmitgliedern des Consorzio Franciacorta und war in jenen Jahren Marktführer bei den nach der Charmat-Methode (also im Tank, mit zugesetzter Kohlensäure) erzeugten Schaumweinen. Mit dem Verzicht auf diese Tankgärung wurde sie zu so etwas wie der „Mutter“ des modernen Franciacorta. Heute führen die Kinder der 2007 verstorbenen Pionierin den Betrieb: Giulio und Lucia Barzanò (kleines Foto links) teilen sich Produktion und Marketing
Bei Mosnel sind die 39 Hektar Rebfläche – im Gegensatz zur Tradition des verstreuten Landbesitzes der Güter in der Franciacorta – fast alle um den Betrieb gruppiert, so dass man aus dem Fenster der Loggia mit einem Blick den größten Teil im Auge hat. Von den drei Rebsorten der Franciacorta, Chardonnay, Pinot Bianco und Pinot Nero schlägt Giulio Barzanòs Herz für den Weissburgunder. Sieben Hektar umfasst er entgegen dem Trend der Region heute. „Wir benutzen Barriques aus französischer Eiche für alle unsere Franciacorta-Produkte, natürlich mit verschiedenen Anteilen und es ist immer mindestens eine Zweitbelegung“. Die Gärung im Holz und eine lange Reifezeit auf der Hefe – drei Jahre sind es beim „EBB“ – prägen den Charakter der Schaumweine.
Vor allem beim reinsortigen Chardonnay, der 2003 seiner Mutter gewidmet wurde, merkt man das stark: Verwendet werden nur die Fiore, also „Blume“, genannten ersten 50% des Mostes für den EBB, der mit maximal drei Gramm Restzucker abgefüllt wird.
Gelbe Apfelschale, Zitruszesten, aber auch die floralen Duftnoten von Holunderblüten und wilder Rose steigen aus dem Glas. Frisch und mit einer druckvollen Perlage, die englischer Verkoster wohl zu einem entzückten „crisp!“ verleiten würde, beginnt der EBB 2011 am Gaumen. Präzise wie eine Stichsäge setzt er seine aromatischen Spitzen: Erst einmal Zitrusfrucht und ein Hauch von grüner Birne.
Der frischen Bekanntschaft mit diesem lebhaften Franciacorta lässt er eine herbe Note folgen, ehe sich im Finale alles wieder zusammenfindet. Dann hängt eine Grapefruitnote noch lange nach, säurig, zart bitter und vor allem sehr erfrischend. Um es nochmals auf Englisch zu sagen: Ein palate cleanser, der nicht nur im Sommer Spaß macht, sondern auch zu Meeresfrüchten (wir denken an Jakobsmuscheln, aber auch Garnelen-Dim Sum sollten passen). Cin cin!
Bezugsquelle:
Mosnel, Franciacorta Extra Brut “EBB” 2011, ist um EUR 39,50 (0,7 Liter) im Online-Shop „Nur italienische Produkte“ erhältlich, www.nuritalienischeprodukte.de