Da werden die Brau-Hipster schon ein wenig blass: Denn seit 1270 gibt es die Kärntner Privatbrauerei Hirt. Vor allem die eigenen Bergquellen haben hier eine Bierkultur entstehen lassen, die schon am Etikett ein wenig wohltuend alt-vertraut wirkt. Keine 17 Geschmacksrichtungen und Bierstile, sondern eine eher den verfügbaren Rohstoffen als dem Marketingplan verpflichtete Neuheiten-Politik zeichnet Hirter aus. So ist es spannend, wenn eine neue Spezialität aus dem heimischen Traditionshaus angekündigt wird.
Der Name selbst hebt sich in Zeiten von flashigen Namen á la „Sperminator“ und „Starchaser“, oder wie die Quereinsteiger-Gebräue immer wirklich heißen, ab. „Kellermeister“ klingt eher nach einem Stifterl Rot aus den 1980er Jahren, als man noch wußte, wieviel Wein in einem Stifterl sind. Doch der Name bezieht sich auf einen Fachmann, der „die fachgerechte Produktion vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt sicherstellt“, heißt es bei „Hirter“. Papier mag geduldig sein, der Verkoster ist es aber nicht.
Und so kommt nun das 4,8%-ige untergärige Bio-Bier ins Glas. Das naturtrübe Zwickl setzt das Anliegen um, „besonders naturbelassene, unbehandelte Biere zu brauen“, sagt Hirter-Geschäftsführer Niki Riegler dazu. Und die Farbe des undurchsichtigen „Kellermeister“ gibt einiges zum Diskutieren: Ist das Babybrei-Gelb? Eine hohe Mais-Färbigkeit? Oder doch Zwergorangen-hell? Der Antrunk der Kärntner Neuheit jedenfalls ist angesichts der Farbe auch erwartet malzsüß. Aber es ist ein an Weißbier erinnerndes golden-helles Malz, das durchaus die Süffigkeit befördert. Ein Touch Gewürznelke kommt ebenfalls aus Richtung des bayrischen Nationalgetränks Weizen – aber der ebenso geliebte wie gefürchtete Bananengeschmack tritt hier nicht auf.
Stattdessen mischen sich Orangenschale, kühle Mango und etwas Apfel zu einer dezent fruchtigen Grundierung. Sie befördert die rezente Kohlensäure, die auch ein paar Minuten „Standzeit“ des Biers aushält (was durchaus positiv erwähnt werden sollte), zischig über den Gaumen. Die süßen Eindrücke nehmen dabei kontinuierlich ab, was mit einem an die „Kokoskuppel“-beginnenden Touch beginnt, erinnert im Nachtrunk an Kümmelweckerl, denn zu den immer vorhandenen Getreidenoten von Weizen und Gerste gesellt sich sogar eine zarte Würzigkeit im Finish. Kurz: Es ist ein flüssiges Kärntner Bio-Brot geworden, das ohne Bittere auskommt. In Zeichen von Aroma-Hopfen an jeder Ecke des Sudkessels ist ja auch das schon eine gute Nachricht aus dem Süden.
Bezugsquelle:
Hirter Bier, „Kellermeister“ ist um EUR 1,04 (0,33 Liter-Flasche im 12er-Set) im Online-Shop der Brauerei erhältlich, Kärnten-weit führt es auch Spar in allen Filialen, www.bierathek.at