Jetzt treffen wir uns einmal persönlich! Denn das Olivenöl Devan Sancins, der mit seinem Bruder Alen die familiäre Azienda Agricola in San Dorligo della Valle führt, war seit Jahren Pflichtkauf. Wann immer der Weg zu Edelgreissler Herwig Ertl geführt hat, musste das „Lemoncelo“ – Bianchera-Oliven und Bio-Zitronen gemeinsam gepresst – in den Einkaufskorb. Das Öl hat der Winzer auch dabei, also er im Casino Baden bei der italienischen Wein-Show von Wine biz seine Produkte vorstellt.
Nicht wenige der Gäste am Stand fragen nach dem „Granfuturo“ des Jahrgangs 2013, einen in kurzer Zeit legendären Merlot aus dem Karst, von dem es gerade einmal 1000 Flaschen gibt. „Sold out“, bedauert Devan Sancin und reicht seine anderen beiden Rotweine. Der „Monte d’Oro“ kommt als Cuvée mit mehrheitlich Merlot (im aktuellen Jahrgang 2017 sind es 65%) und jeweils gleichen Anteilen von Refosco und Cabernet Sauvignon auf die Flasche. Acht Monate im Barrique-Fass und die italien-typische Flaschenreife (sechs Monate) später zeigt der Wein einen herben Duft, der an Schlehe, Preiselbeere, aber auch Brombeer-Gelée erinnert. Die Jugendlichkeit in der Nase hat in dem säurigen Beginn am Gaumen ihre Entsprechung.
Wieder ist da viel Preiselbeere, garniert mit Lorbeer und Schwarzer Olive (vor allem im Nachhall dieses Weins). Doch auch andere Assoziationen an einen Waldspaziergang im Herbst stellen neben den Beeren-Tönen sich ein: Steinpilz und ein wenig Moos vermeint man zu schmecken, in der erdig-würzigen Grundausstattung dieser Cuvée.
Sie spiegelt aber auch die Philosophie Sancins wider, der ihn „No border-wine“ nennt. Das hat einen technischen Grund, da Teile der Trauben auf der slowenischen Seite des Karsts wachsen und das führt der Winzer auch durchaus stolz an. Denn – und damit wären wir bei der prinzipiellen Aussage dieses Erzeugers – „Grenzen sind doch nur mehr im Kopf vorhanden“. Dieses offene Denken hat auch zu der experimentellen Machart des „Granfuturo“ geführt, bei dem die hohe Stockdichte (= Anzahl der Rebstöcke pro Hektar) einen besonders konzentrierten Merlot hervorbringen. Diese Herangehensweise ähnelt der noch extremeren eines anderen Triestiners, Francesco Illy, die wir schon mal geschildert haben. Doch es geht um die Sancins und ins Glas kommt außerdem der „normale“ Merlot.
Die Verwandtschaft dieses 2017er Rotweins aus dem Friaul mit der Cuvée „Monte d’Oro“ ist merklich; der erste Geruch erinnert wieder an Preiselbeeren, diesmal aber unter einer beachtlichen Holzdecke, an die die Frucht in dieser jungen Phase immer wieder mit dem Kopf anstößt. Dazu kommt aber auch die leichte Würze eines edelsüßen Paprikapulvers, das auf Finesse hinweist. So kommt es dann auch im Kostschluck. Denn entgegen der vergleichsweise „harten“ Art im Duft zeigt sich hier bereits mehr Finesse. Man könnte von einer Inversion sprechen, denn die Säure kommt hier als letzter Eindruck, dafür schieben sich jene herben Akzente nach vorne. Es beginnt also mit dunkler Schokolade, Walnüssen und roten Früchten (Weichsel, Kornellkirsche), ehe die leichtfüßigere Gangart angeschlagen wird.
Dieser Merlot verschlankt sich – zumindest in der gegenwärtigen Phase – nach hinten hinaus. So werden auch die 14% Alkohol etwas versteckt, sie sind nie zu fühlen. Dafür verweben sich die beiden Leitfäden dieses Weins, säurige Frische und dunkle Würze, im Finale zu einem Hauptstrang: Das Finale gehört Grünen Oliven. Wir sagen: „Grazie, Devan“! Und geben ihm gleich eine Öl-Bestellung auch mit.
Bezugsquelle:
Azienda Agricola Sancin, „Monte d‘Oro“ 2017 ist um EUR 13,90 erhältlich, der Merlot 2017 um EUR 15,90, beide bei Edelgreissler Ertl im Webshop, https://herwig-ertl.at