Torfig, süß, fruchtig und salzig – die vier Hauptgeschmäcker der Whiskies von der schottischen Insel Islay bekommen bei Bowmore ihre eigenen Abfüllungen. Bis 2019, so Destillerie-Manager David Turner, wird jährlich eine „Vault Edition“ abgefüllt. Den Auftakt macht das Meersalz im Whisky und Turner hatte zum Launch der neuen Limited Edition auch säckeweise Atlantiksalz mitgebracht zur Whisky-Vorstellung nach Hamburg. Die mystische Atmosphäre der hanseatischen Hauptkirche St. Michaelis, besser als „Michel“ bekannt, hatte man in Anlehnung an den Vault No. 1 gewählt, das legendäre Fasslager (warehouse) der 1779 gegründeten Destillerie.
Die älteste auf Islay noch aktive Brennerei mälzt noch selbst, mit einem Anteil von 33% weist man auch einen der größten Eigenanteile der sechs noch mit Floor Maltings versehenen schottischen Brennereien auf. „88 Tonnen davon verarbeiten wir in der Woche“, so Turner, der aber Wert auf eine geringe Rauchnote im Whisky legt. „Wir sind da im Mittelfeld, dessen was auf Islay an Torf verwendet wird – mehr als 30 ppm (parts per million) sind es bei uns nie“. Da drehen die Kollegen bei Laphroaig (meist 40-45 ppm) und Ardbeg schon anders am Rauchmelder. Entsprechend dezent kommt der Torf-Akzent auch in der neuen Abfüllung durch.
Bei der „Vault Edition Atlantic Sea Salt“, wie er sich offiziell nennt, stammen die Fässer aus dem ältesten noch genutzten Whiskylager Schottlands, das als weitere Besonderheit unter dem Meeresspiegel liegt. Bei Angaben zum Alter des neuen Whiskys hingegen hält man sich bei Bowmore zurück, „irgendwo zwischen acht und zwölf Jahren“ darf man sich den „Sea Salt“ laut David Turner einreihen.
Anfangs überrascht die Fruchtigkeit des „salzigen“ Single Malts – ist das eh die richtige Edition? Keine Sorge, das Meersalz folgt noch. Doch der an Marille (und zwar in einer Intensität eines Frucht-Brands) erinnernde Duft mischt sich mit den Toffee-Noten des erstmals befüllten Bourbon-Fasses, in dem er in Vault No. 1 reifte. Ähnlich überraschend gestaltet sich der Kostschluck: Zunächst wieder viel Steinobst und eine an „Milky Oolong“-Tee erinnernde buttrige Note verlängern den Eindruck, den der Islay-Malt bereits in der Nase hinterließ.
Doch ab der Mitte verändert sich dieses relativ milde Geschmacksbild, das ohnehin schon erstaunlich ist. Immerhin wurde der neue Bowmore mit 51,5% Alkohol abgefüllt. Doch scharf ist allemal die Pfeffrigkeit, die nun einsetzt, ehe es einen wirklich trocknend-salzigen Abschluss gibt.
Mit mehr Luft kommen dann die bislang von der Frucht maskierten Rauchnoten doch stärker durch, auch gesalzenes Karamell ist dann zu schmecken. In jedem Fall klingt der Bowmore lang und würzig aus. Wer unter Islay-Whisky nicht nur Torfbomben mit phenolisch-kräftigem Händedruck erwartet, sondern auch Subtilität, sollte sich dies Variante vormerken.
Bezugsquelle:
Bowmore, „Vault Edition No. 1“ ist um EUR 120 (0,7 Liter-Flasche) beim Weisshaus-Shop erhältlich, www.weisshaus.at