„Edition Z“ heißt die Serie der experimentelleren Weine des Weinviertler Winzers Herbert Zilllinger. Der Ebenthaler selbst spricht von „radikaler, profunder und indiskreter Weinbereitung“, die Ergebnisse in der Flasche mit sich bringt, „die eine Spur schwieriger sind“. Auch wenn der Traminer aus seinem Keller ein fast schon als Avantgarde-Berühmtheit zu bezeichnender Wein ist – uns reizte der Vergleich der beiden Grünen Veltliner der Z-Serie mehr. Und so fanden sich „Elementar“ und „Radikal“ aus zwei verschiedenen Jahrgängen. Technische Details wie Maischestandzeiten – beim 2015er „Elementar“ darf man von langem Kontakt mit den Trauben-Häuten ausgehen – verschweigen wir. Der Wein selbst soll sprechen.
Den Anfang machte der 2016 geerntete Veltliner namens „Radikal“. Die Mischung aus Curry-Pulver, frischen Eierschwammerln und Kurkuma ergibt bei ihm zusammen mit dem zarten Most-Duft eine anregende, fast zum Beißen dichte Aromatik. Der Eindruck vom „radikalen“ Veltliner des 2016er Jahrgangs täuscht da auch nicht. Mit der Power seiner 13,5 Volumsprozent bringt er eine Fülle pikanter Noten auf den Gaumen. Fruchtverliebte werden hier allenfalls getrocknete Apfelringe vorfinden. Sie ringen mit Gelben Paprikas, weißem Pfeffer und wieder einer gerüttelten Dosis Curry um die Vorherrschaft. Keiner obsiegt.
Denn die Räume macht am Ende ein Touch Weißer Pfeffer eng – und das deutet auf einen mineralischen Touch hin, den der „Radikal“ bislang gut zu verbergen. Anders gesagt: Es gibt einiges zu entdecken bei diesem Wein für Entdecker.
Der Unterschied zum anderen Grünen Veltliner der Edition Z liegt aber nicht nur im Jahrgang: Der „Elementar“ aus dem Jahr 2015 bringt mit einem Alkohol von 11,5% eine Leichtigkeit mit, die verführerisch wirkt unter der Kraftmeier-Veltliner der letzten Jahre. Doch auch Etiketten-Papier ist geduldig. Denn Zilllingers zweiter „GrüVe“ schiebt ordentlich an. „Trotz seines filigranen Alkohols enorm druckvoll“, formuliert es Herbert Zillinger selbst.
Das fast schon bernstein-artige Gelb im Glas wirkt wie ein Ausrufezeichen: „Konzentration, bitte“. Thymian, Ziegen-Frischkäse und Bratlfett zeigen die Würze dieses Weins, wenn man vermag, hinter die erste Fassade aus Mostapfel und Gerbstoff zu schnuppern. Letzterer tritt in Form einer zergatschten Hagebutte auf, auch an Quittenkäse darf man denken. Viel Luft braucht dieser vier Jahre alte Weißwein im Glas, dann kommen unter den vielen Würzkräutern (etwas Rosmarin und Fenchelsaat) auch fruchtige Töne zum Vorschein. Saftiger Apfel und ein wenig Honigmelone, die sich aber ein vorwitziger Gerbstoff so schnell schnappt, dass man nicht mehr sicher ist, dass sie da war. Wie man so viel Wein mit so wenig Alkohol zusammenbringt, ist Zillingers Geheimnis. Dass der „Elementar“ aber alle Reisgerichte herrlich begleitet, darf man verraten. Wir plädieren für Kalbsnaturschnitzel mit Risibisi.
Bezugsquelle:
Weingut Herbert Zillinger, Grüner Veltliner „Radikal“ 2016 kostet wie der Grüne Veltliner „Elementar“ 2015 EUR 39, beide beim Weinkombinat Hugel, www.weinkombinat.com