Im industriellen Aufbruch des damals österreichisch-ungarischen Kroatiens war die Familie Pongratz ein wichtiger „Player“. Die heute noch beliebte Ožujsko-Brauerei wurde ebenso von ihr errichtet wie die Eisenbahnverbindung Zagrebs mit Rijeka (damals: Fiume). Auch am Hafenausbau von Triest wirkte Oskar von Pongratz mit. Maximilian Pongratz-Lippitt schließt heute an diese Zeiten an, wenn auch mit Wollschweinen statt Metall und Wein statt Bier. Gemeinsam mit seiner Frau Camilla Lamberg und Christoph Eder wird das 2004 restituierte Landgut bei Varaždin zu einem Genussproduzenten ersten Ranges ausgebaut. Die Schweinzucht, der alten Rasse Turopolje gewidmet, die Fischteiche und ein Forstbetrieb sind die eine Seite der agronomischen Wiedergeburt auf Schloss Maruševec.
Im dazugehörigen Weingut (fünf Hektar groß) werden von den Lagen Faliniće Breg und Križovljan Breg vor allem weiße Sorten – Maruševec ist Burgunder-Spezialist und pflegt auch den Sauvignon Blanc – kultiviert. Die Ausnahme stellt der Pinot Noir dar, der nicht nur in den „Blanc de Noirs“ nach der méthode traditionelle fließt. Auch als Rosé oder „Crni Pinot Rosé“, wie er vor Ort heißt, wird die Reben-Diva gefüllt. Der passe eben „hervorragend zu einer kroatischen Jause mit hauchdünn aufgeschnittenem Lardo und Salami“, meint Camilla Lamberg. Unterschätzen sollte man den rosa Wein aus der Rosenstadt, der Emmerich Kálmán eine Hymne widmete, aber nicht. Soeben hat man beim renommierten Decanter-Wine Award mit Silber (90 Punkte) abgeschnitten.
Wer nun einen satten, fruchtbetonten Wein erwartet, für den Kroatiens Rotweinszene steht, wird vom 2021er Maruševec- Rosé überrascht. Denn die Region Zagorje-Međimurje gilt als mild mit leicht kühlendem Einfluss. „Die Nähe zur Drau bringt kühlere Nächte“, so Christoph Eder. Und so ist es vor allem die Frische des Weines, die schon beim ersten „Beschnuppern“ auffällt: Was da rosé-golden im Glas tanzt, duftet nach Stachelbeeren und Wassermelone. Kühl also. Dazu kommt aber auch ein Odeur, den man im Blindtest eher mit Syrah oder Cabernet verbunden hätte, nämlich ausgeprägte Paprikawürze. Mit etwas Luft schwingt dann auch der Duft der ersten, noch wässrigen – und nicht fruchtig-süßen – Erdbeeren mit.
Der Eindruck verstärkt sich am Gaumen. Schnell wäre „Gazpacho zum Trinken“ hingeschrieben, denn jegliche plakative Frucht ist hier zugunsten der Würzigkeit – viel roter Paprika, aber auch getrocknete Tomaten – zurückgenommen. Doch da ist auch noch die markante Säure (für Werte-Nerds: es sind 6,8 Gramm). Sie hat man selten in einem Rosé und das zeichnet diesen „easy drinking“-Vertreter aus dem kroatischen Hinterland aus. In Zeiten des Klimawandels ist ein derart spritziger Vertreter der rosa Fraktion eine Seltenheit. Zumal er auch nicht das Problem anderer Mitstreiter hat, sofort „abzureissen“, nachdem Rotfrucht und/oder Tannin den Gaumen kurz – und gleich auch zum Abschied – küssten. Hier klingt der 2021er Rosé mit einem Kräuter-frischen Ton aus, der auch erklärt, warum er als flüssige Würze zur Turopolje-Jause durchgeht. Funktioniert aber auch ohne Speck, Schloss und Sonne prächtig.
Bezugsquelle:
Dvorac Maruševec, Rosé Pinot Noir (Crni Pinot Rosé) 2021 kostet EUR 9,- im Online-Shop des Weinguts, www.dvomar.hr