Unter den Champagnern wird Dom Pérignon immer eine Ausnahmestellung haben. Denn schließlich trägt man den Namen des halb-mythischen „Erfinders“ des doppelt vergorenen Schaumweins, des Benediktiner-Paters Pierre Pérignon. Zum anderen gibt es ausschließlich Jahrgangschampagner aus dem prestige-trächtigen Haus. Dass man Testimonials wie Lenny Kravitz oder – zuletzt für den Vintage 2006 – Lady Gaga aufbieten kann, ist da noch ein medienwirksames Sahnehäubchen.
Die kulinarische Analogie passte auch eher zur Präsentation des Vintage-Rosés 2008, denn der Star war hier die Küche. Harald Irka demonstrierte in seinem Pfarrhof in St. Andrä im Sausal, wie fein der neue Vintage zum Essen passt. Der Spitzenkoch selbst ist ein großer Fan der „maison“, hält den Jahrgang 2008 aber noch einmal für einen der gelungensten. Das hat auch etwas mit dem Wetter zu tun, denn lange bangte man um die Basisqualitäten in der Champagne. Das Jahr war überaus regnerisch, doch ausgerechnet um die Ernte im September 2008 sorgte Nordwind für trockene Bedingungen.
So erzählt dieser Rosé nach fast 12 Jahren auf der Hefe einerseits eine Geschichte von der Resilienz, zum anderen ist er aber von Frische geprägt. „Die charakteristische Säure des Vintage betont die Stärke des Pinot Noir“, formuliert es Kellermeister Vincent Chaperon. Vor allem die Trauben aus Chants de Linottes (Hautvillers) und aus Vauzelles (Aÿ) prägen den 2008er, dazu kommen gut 45% Chardonnay in der Assemblage. Und zum Mix aus prickelnder Frische, leichter Salzigkeit und der gerbstoffig grundierten Rotbeerigkeit defilierten die Teller im Pfarrhof. Der ja nicht schlecht zum geistlichen Namensgeber der Champagner-Marke passte – zumal der Pater auch als Relief über die Verkostung wachte.
Highlight der Pairings war unisono das Milchlamm mit Puntarelle, Senf und Chili – vor allem die mutige Schärfe brachte den 2008er zum aromatischen Funkeln. Zu diesem Gang kam der Rosé aus der Magnum ins Glas und sie zeigte sich ihrem jugendlichen Alter gemäß verschlossener als die Impérial-Flasche. Wie ein Dornröschenkuss in Rot erweckte der würzige Fleisch-Gang dieses Glas in all seiner Beerenfruchtigkeit. Auch die „Pfingstrosen“, eines der Aromen der offiziellen Verkostnotizen, wurde anfangs viel diskutiert am Tisch. Im Nachklang dieses Schluck aus der Magnum waren die untensiven Blumen im Nachklang des Champagners plötzlich merkbar.
Insgesamt wies die für ein langes Leben gedachte Magnum somit einen „logischen“ Eindruck in der südsteirischen Momentaufnahme auf: Die Hefe-Noten im Duft waren präsenter, die Säure und Frische hingegen zurückgenommener. Dafür gab es eine weitaus üppigere Frucht und Blumigkeit (nicht nur bei der Pfingstrose!). Rotweiniger am Gaumen, so könnte man es in aller Kürze beschreiben, war ebenfalls der Champagner aus der Großflasche.
Unser Trinkprotokoll bezieht sich dennoch auf die „Normalflasche“, zumal vor allem die zweite Impérial des Rosés – von Harald Irka mit Zahnbrasse und Bouchot-Muscheln begleitet – eine „singende“ war: Rauchig und anfangs verhalten, lässt sich der Vintage 2008 Zeit, seine Schätze auszubreiten. Kirschblüte und Erdbeer-Törtchen stehen für die fruchtige Seite, die Würze repräsentieren im Duftbild Mohn-Cracker, Lorbeer und anfangs auch getrockneter Steinpilz.
Druckvoll und mit einer feinen Beeren-Note kommt der Jahrgangschampagner dann auf die Zunge, die keine Süße, sondern einen säurig geprägten Himbeer-Touch meldet. Doch vor allem geht es um viel Struktur, die dieser Dom Pérignon mitbringt. Der Mittelteil zeigt cremige Fülle, während das Finish trocken und klar von der Rebsorte geprägt ausfällt. Säurige Kirsch-Frucht und rote Beeren entwickelten sich von einer zarten Süße in Richtung trockener Würze. Fast nussig klingt dann der letzte Schluck aus. Auch die „smoky“ Noten aus der ersten Nase fanden sich wieder – als köstlicher, „rosa“ Zirkelschluss auf höchstem Niveau!
Bezugsquelle:
Dom Pérignon, Rosé Vintage 2008 kostet Euro 300 (0,75 Liter-Flasche) im Webshop von Weisshaus, www.weisshaus.at